NABifikation - Umbau auf NAB Standard
Einleitung
Die Revox F-36 folgte bezüglich Aufnahmever- und Wiedergabeentzerrung einem damals neuen CCIR-Standard, welcher sich letztendlich nicht durchsetzen konnte. Die Vorgängermodelle D-36 und E-36 so wie die transitorisierten Modelle ab A-77 folgten wieder dem bekannten NAB Standard für Heimtonbandgeräte. Von Revox selbst gibt es eine Umbauanleitung von CCIR auf NAB, das Vorgehen ist bei der F-36 wie bei der G-36 identisch. Ich zeige hier die einzelnen Schritte des Umbaues mit Fotos. Zwei Überraschungen habe ich bei meinem speziellen Gerät auch noch gefunden.
Leider ist es am Ende des Analogzeitalters nicht so einfach mal eben die gesuchten Kondensatoren in brauchbaren Toleranzen zu bekommen. Die beste Wahl scheint mir Styroflex zu sein, oft als NOS zu bekommen. Es handelt sich um in der Regel eng tolerierte Aluminiumfolienkondensatoren, diese altern nicht und zeigen geringe Toleranzen. Die 82nF gab es nach einiger Suche als MKP. Da es sich um insgesamt preiswerte Bauteile handelt ist der Kauf einer größeren Menge und das paarweise Ausmessen der Bauteile eine gute Strategie.
Der Aufnahmeverstärker
Oben gezeigt ist ein Auszug aus der Revox Umbauanleitung auf NAB. Die mit einem Sternchen * markierten Bauteile müssen gegen die hier geänderten Werte getauscht werden. Es macht Sinn sich den ganzen Schaltplan des Aufnahmeverstärkers daneben zu legen.
Der erste Kandidat ist der Kondensator welcher im Schaltplan keine C Nummerierung hat und die Kathode von V3 bzw. V4 überbrückt. Dabei ergibt sich eine frequenzabhängige Gegenkopplung in Form einer Hochtonanhebung. Räumlich setzten die beiden Kondensatoren direkt parallel zum Kathodenwiderstand (1k) an den Fassungen und sind von vorne zugänglich. Bei mir waren es Mustard-Cape im grünen Gehäuse. Neu eingebaut habe ich Styroflex.
V3 und V4, die grünen Kondensatoren werden getauscht
Jetzt geht es auf dem länglichen Platinenstreifen unterhalb der Freiverdrahtung weiter. Um daran zu kommen mußte ich diesen NICHT von der Maschine lösen. Es ist aber eine gute Idee, die Maschine je nach Bedarf auf eine Seite oder auch auf den Kopf zu stellen. Auch ist es ggf. Erforderlich vorbeilaufend Leitungen u.ä. zur Seite zu ziehen oder abzulöten um sich einen guten Zugang zu verschaffen.
Als nächstes sollen die 120pF Kondensatoren C18 und C20 entfernt werden. Ich habe die Beiden ziemlich lange gesucht, alles was ich fand waren Löcher mit abgeschnittenen Beinchen. Da hat also jemand schonmal etwas rausgeschnitten, allerdings ohne das es einen strukturierten oder vollendeten Umbau der Maschine gab…..
Hier hat jemand schon was rausgekniffen
Dann kommt eine Kombination aus Widerstand und Kondensator dran, welche ursprünglich 100k und 220pF hat und auch auf dem Platinenstreifen unter der Freiverdrahtung sitzt. Beide Bauteile teilen sich recht große Löcher auf der Platine, die Beine beider neuen Bauteile konnte ich problemlos durchschieben.
Neu und Alt
Auch der 100nF Kondensator C16 bzw. C21 sitzt auf besagtem Platinenstreifen, er wird gegen 82nF getauscht.
NABifizierter Platinenstreifen
Der Wiedergabeverstärker
Hier fange ich von hinten an, mit einem Bauteil welches es bisher gar nicht gab: Zusätzliche 82k Wiederstände im Ausgang. Das Ausgangssignal läuft rechts auch über den besagten Platinenstreifen unter der Freiverdrahtung. Das Signal kommt von den rechten drei Röhren und geht zum Schalter S2 für Hinterbandkontrolle der unten rechts davon sitzt. Die Löcher der Drähte auf der Platine sind so groß, das sich die Widerstände bequem mit hineinschieben lassen und das andere Ende kann man bequem auf der großen Massefläche der Platine anlöten. So ist auch sofort ersichtlich, das hier Bauteile zusätzlich eingebracht wurden, die Maschine also umgebaut wurde. Das Erleichtert späteren Reparateuren die Orientierung.
Zweimal 82k zusätzlich
V9 und V10 des. Wiedergabeverstärkers. Hinter dem zu tauschenden 10k Widerstand (Mitte-links, R83) versteckt sich noch ein 330p Kondensator, welcher in keinem offiziellen Schaltplan zu finden ist. Bei dem 10k Widerstand an der rechten Röhrenfassung hingegen muß es so sein.
Die hier links dargestellte Röhre V10 befindet sich in der Mitte des Wiedergabeverstärkers, welcher aus drei ECC83 besteht und rechts am Chassis sitzt. Die Widerstände an der Kathode der Eingangsröhre sitzen jeweils an der Seite dieser mittlere Röhre. Die ebenfalls noch zu tauschende Kombination aus Widerstand und Kondensator sitzen an der linken Röhre V9 vorne und an der rechten V11 hinten. Der Kondensator hat im Original 6,8nF und wird gegen 5,6nF getauscht (C45 bzw. C54), er befindet sich unten zwischen den beschalteten Röhrenfassungen, links vorne unten und rechts hinten unten. Links bekommt man den Zugang on vorne, rechts muß die Leiste mit den Röhren nach vorn gekippt werden.
Die zu tauschenden Widerstände der Entzerrung mit ursprünglich 10k (R83 und R89) befinden sich an den seitlichen Fassungen jeweils dort wo der o.g. Kondensator ansetzt. Sie werden zusammen mit dem Kondensator getauscht. Wenn die alten Bauteile ausgebaut sind muß aber zunächst der Kathodenkondensator R70 von V10 getauscht werden, links wiederum im Zugang von vorn, rechts von hinten. Im Original hat er in einem Zweispurgerät 120 Ohm.
Eine weitere Überraschung speziell bei meiner Maschine brachte der Ausbau der 10k Widerstände zu Tage: Auf beiden Kanälen waren jeweils 330p parallelgeschaltet! Das findet sich so in keinem Schaltplan, auch nicht bei der G-36. Es sah aber auch nicht so aus, als ob der Vorbesitzer diese eingelötet hätte. Da es diese Kombination aus 10k Widerstand und Kondensator an anderer Stelle im Wiedergabeverstärker gibt, vermute ich eher das beim Zusammenbau der Maschine jemand nicht ganz wach war und in die falsche Kiste gelangt hat…. Wenn der Kondensator einen meßtechnischen Effekt hat, dann nur einen außerordentlich Geringen. Ich habe einen Kanal mit und einen ohne im Frequenzgang orientierend gemessen, da es keinen signifikanten Unterschied gab das Ergebnis aber nicht weiter dokumentiert.
V9 und V20 des Wiedergabeverstärkers nach dem Umbau
V9 (Mitte) ich vorne geklappt. Die Kathodenwiderstände von V9, welche getauscht werden müssen sind jetzt rosa Takman-Typen
Mir ist bewußt, das es technische Vorteile der CCIR-Verzerrung gegenüber NAB gibt. Dummerweise geht es mir aber um Kompatibilität, was nützt mir die technisch bessere Entzerrung, wenn ich beim Austausch von Bändern hörbare Frequenzgangverbiegungen habe?
Der andere Punkt ist, das wenn es um das Thema Tiefenaussteuerbarkeit geht, man sich überlegen sollte, was für Material man aufnehmen möchte. Normale akustische Instrumente (Klassik/Jazz) oder Popmusik?
Teil 1 : Einleitung
Teil 2 : Das Netzteil
Teil 3 : Magnete und Tastenblock
Teil 4 : Die Motoren
Teil 5 : Die Audioverstärker
Teil 6 : Umbau auf NAB
Teil 7 : Justieren und Messungen
Teil 8 : Der Koffer und Fazit
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