Der Audioteil



Röhrengeräte arbeiten mit Hochspannung und sind potentiell Lebensgefährlich. Arbeiten an Röhrengeräten setzen entsprechende Fachkenntnisse voraus. Ohne entsprechende Sicherheits- und Fachkenntnisse setzen Sie bitte die hier beschriebenen Maßnahmen NICHT um. Für gesundheitliche Folgen bei nicht sachgerechtem Umgang mit elektrischen Strom übernehme ich keine Haftung! Alle Informationen ohne Gewähr!


Der Mikrophonvorverstärker

F36_Mikro

Die drei verschiedenen Eingänge können mittels des Schalters S3/S4 umgeschaltet werden. Alle Eingänge durchlaufen diesen ersten Verstärker ungeachtet ihrer Eingangsspannung und es kommen immer so um 150mV hinten herraus, die Verstärkung beträgt also ca. 9dB für den Eingang "Radio" und 34dB in der Stellung Micro. Um die Empfindlichkeit für die verschiedenen Eingänge umschalten zu können wird der Widerstand R21 mittels des Schalters S3/S4 bei Wahl des Einganges "Radio" nicht überbrückt. Somit wird die unterschiedliche Lautheit der Eingänge durch lokale Gegenkopplung an der Eingangsröhre ausgeglichen.

Eine weitere phasenstarre Gegenkopplung läuft über R12 vom Ausgang der Röhre V2 zurück an die Kathode der Röhre V1. An keiner Stelle ist ein Kathodenwiderstand durch einen Elektrolytkondensator überbrückt.

Im Ergebnis ist diese Schaltung außerordentlich linear und klirrarm. Bei heutigen hochpegeligen Signalquellen könnte man sie eigentlich überbrücken, andererseits liegt der klangliche Flaschenhals bei einem Aufnahmeverstärker dort wo die Pegel hoch sind, an der letzten Röhre vor dem Aufnahmekopf. Der diesem Verstärkerteil folgende Kanalwahlschalter S6 liegt hinter dem Aussteuerungsregler. Von dort geht es in den eigentlichen Aufnahmeverstärker.

MikroPreFGang
Bitte die starke Spreizung der Y-Achse beachten…

MikroPreKlirr
Klirr des Mikrophonpres bei 100mV Eingangsspannung (d.h. Vollaussteuerung), die Maschine als Ganzes wird auf 3% bei Vollaussteuerung eingemessen.


Der Aufnahmeverstärker



F36_Aufnahme

Nach dem Mikrophonverstärker durchläuft das Signal den Kanalwahlschalter S6, welcher vor allem für Mono Halbspurbetrieb interessant war. Die Verschaltung der Röhre V4 ähnelt auffallend dem vorhin besprochenen Mikrophonverstärker. Vom Ausgang geht es hier wiederum mittels phasenstarrer Gegenkopplung an die Kathode der Eingangsröhre. Eine wählbare Eingangsempfindlichkeit ist hier nicht erneut erforderlich. Auch dieser Schaltungsteil kommt ohne Elektrolytkondensatoren an den Kathoden aus.

Allerdings sitzt ein auffallend kleiner Folienkondensator an der Kathode der Eingangsröhre. Um zu verstehen was hier passiert sollte man sich vor Augen führen, das der Aufnahmeverstärker auch das Signal linear verzerren, das bedeutet mit einer Hochtonanhebung, versehen muß. und genau das macht der 15nF Kondensator dort. Die Verstärkung beträgt hier ca. 32dB (6,5V).

Die Spannung U geht zur Aussteuerungsanzeige. Unten geht nach einer Pegelkorrektur mit Tiefpassfilter das Signal zum Schalter für die Hinterbandkontrolle S2.

Rund um die Röhre V5 finden sich diverse Frequenzgangkorrekturen. Der Kondensator C19 wird in Abhängigkeit der Bandgeschwindigkeit ähnlich wie in der ersten Verstärkerstufe hinzugeschaltet. der Widerstand Rx wiederum ist nur in 4-Spur Geräten vorhanden. Die LC-Kombination am Ausgang soll das Zurückwirken der 70KHz Oszillatorfrequenz auf den Aufnahmeverstärker verhindern.

F36_NABFrequenzgang
Frequenzband am Gitter der Röhre V5 nach NAB Umbau

Der Oszillator



F36_Oszillator
Der Oszillator sitzt auf der Platine welche Kopfüber rechts hinten auf dem unteren Chassis. Die Oszillatorröhre, eine ECC82, guckt kopfüber durch die Rückwand der Maschine. Daneben sind die beiden Trimmer für den Ruhestrom zugänglich. Die Platine ist auf zwei Halterungen festgelötet und muß demzufolge entlötet werden um herausgenommen zu werden. Die Halterungen sind auch die elektrische Masseverbindung der Platine über das Gehäuse.

Den Oszillator kann man sich wie eine kleine Klasse A Gegentaktendstufe vorstellen, nur mit Selbsterregung und sehr kleinem Übertrager, da das Ganze mit 70KHz stattfindet. Wie bei einer Audioendstufe auch kann die Spannung an der Anode über die Betriebsspannung hinausgehen, zwischen den beiden Anoden liegen ca. 600 Vss an! Hier ist also Vorsicht angesagt. Der Übertrager ist mittig auf der Platine eingeklipst, daneben mittig ein Drehkondensator zur Abstimmung des Oszillator.

Die Funktion des Oszillator kann recht einfach an der Lötleiste hinter dem Schalter S6 nachgemessen werden. Von S6 zum Aufnahmekopf geht ein Kanal blau/weiß verdrillt und der andere gelb und braun verdrillt. Blau und Braun gehen auf der Oszillatorplatine über je einen 100 Ohm Widerstand auf Masse. Der Umschaltpunkt auf der Lötleiste hinter dem Schalter entspricht also der Stelle des Schaltplans unter dem Aufnahmekopf, mit den Soll-Spannungsangaben. Sinnvoll kann hier nur mit einem Osziloskop gemessen werden. Die Spannung des Löschkopfes kann man sehr gut unter dem Löschkopf zur Messung abgreifen.

F36_5_OszilOut
Die Masseverbindung des Oszillator läuft über das Gehäuse, so kann die Platine nicht betrieben werden. Die Trimmer für die Vormagnetisieren habe ich später gegen moderne gekapselte ersetzt.

Auf der Oszilatorplatine befinden sich noch seitlich zwei einstellbare Induktivitäten verschaltet als Bandsperre, welche (vermutlich) auf minimalen Rücklauf der Hochfrequenz in den Aufnahmeverstärker abgegelichen werden soll(t)en, das Servicemanual hüllt sich hier in Schweigen. Praktisch ändert sich der herumvagabundierende Oszillator-Pegel im Aufnahmeverstärker wenig bei Betätigen oben liegenden Einstellschrauben. Das Minimum war bei mir bei ungefähr mittlerer Einstellung erreicht.

Professionelle Bandmaschinen verfügen auch in Zweispur-Stereo über Vollspurige Löschköpfe welche beide Spuren löschen. Die F-36 als Heimgerät nahm Rücksicht auf das Vorhandensein von Halbspurbändern (Mono Zweispur) und auch der Tatsache, das seinerzeit das Rundfunkprogramm oder die Schallplatte als Signalquelle größtenteils noch monophon waren. Man wollte beide Spuren auch getrennt bespielen können.

Nur wie ist es schaltungstechnisch umgesetzt? Es sind ja nicht zwei Oszillatoren vorhanden, sondern einer, welcher aber für beide Spuren getrennt eingemessen werden kann. Technisch sind die Spuren hierbei in Reihe geschaltet, wird nur eine benutzt bildet eine Spule T856 welche auf der Rückseite der Oszillatorplatine steht, eine Art Ersatzlöschkopf. Im Stereo-Betrieb werden beide Kanäle gegenphasig gelöscht.

Mittig auf der Platine befindet sich außerdem der Drehkondensator im Schaltplan mit Tri bezeichnet, er ist durch ein Loch des Chassis an der Unterseite vorbei an der Röhre V2 zugänglich. Er hat Einfluss auf die Güte des Schwingkreises, im FFT-Modus des Osziloskop konnte ich die Einstellung bei mir optimieren. Ursprünglich war der Trimmer an seinen linken Anschlag gedreht, es gab 70KHz. In Mittigen Position fand ich ein Spannungsmaximum mit 80KHz. Die Oszilatorfrequenz hat Einfluss auf die Aufnahmequalität durch Differenztonbildung (Intermodulation). In einigen Frequenzgangschrieben taucht hier im Bereich oberhalb 20KHz ein Peak auf, der eigentlich gar nicht da ist, als Produkt von Messignalen und Oszillator. In der FFT Darstellung kann man auch auf ein Minimum an Differenztonbildung justieren. Ganz weg gehen sie nicht, aber es gibt Minima und Maxima je nach Einstellung des Trimmers Tri.

Andererseits können sich je nach Justierung des Trimmers Tri und der beiden trimmbaren Induktivitäten die Kanäle gegenseitig beeinflussen. Wenn im Stereobetrieb auf einen Kanal ein Messignal gegeben wird beeinflusst das u.U. auch die Hochfrequenz des anderen, z.B. indem sich die Phasenlage ändert oder instabil ist. Alles in allem war es für mich nicht einfach an meinem dejustierten Gerät brauchbare Einstellungen zu finden. Zusammen mit mehreren schlechten (k)alten Lötstellen hat mich das viel Zeit gekostet.

Bzgl. des Vormagnetisierungsstromes habe mir beide Kanäle mittels Osziloskop angesehen und das Gerät vorerst einfach auf die "Werkseinstellung" zurückgesetzt um eine reproduzierbare Grundlage, auch zur Justage des Aufnahmekopfes zu haben. Mit Werkseinstellungen meine ich die Angaben im Schaltplan (300mV(eff) bei 70KHz).

F36_Yoko_Oszillator
Signal am Messpunkt hinter Schalter S6 an der Lötleiste, gegenphasige Oszilatorfrequenz (links), FFT-Spektrum (rechts)


F36_FFTSpektren
Hier wurde das 1KHz Meßsignal (links) auf 20KHz (rechts) erhöht. Es bilden sich Differenztöne/Interferenzen und wahrscheinlich auch Meßartefakte


Der Wiedergabeverstärker




F36_Wiedergabe

Der Wiedergabeverstärker besteht aus drei Röhren ECC83, also drei Systeme pro Kanal. Die Eingangsspannung beträgt 4mV, hinten kommt Hochpegel heraus, es könnte also auch eine Phono-MM Stufe sein. Spannungsverstärkend sind die ersten beiden Systeme mit je ca. 40dB, die Röhre am Ausgang ist als Kathodenfolger geschaltet und dient als Impedanzwandler. Sie stellt am Ausgang einen geringen Ausgangswiderstand zur Verfügung welcher lange Kabel u.s.w. antreiben kann.

Der Teil der Entzerrung, welcher von der Bandgeschwindigkeit abhängt erfolgt durch dem Schalter S5, welcher vorne links am Gerät ist und auch den Capstanmotor umschaltet. Das Signal vom Tonkopf kommend geht vom Schalter S5 weiter in den eigentlichen Wiedergabeverstärker, die Kondensatoren C48/C49 sind an diesem Schalter angeordnet. Sie entzerren noch vor Eintritt des Signals in das Gitter der ersten Röhre. Den 100p Kondensator C39/C40 habe ich allerdings in meiner Maschine nicht vorgefunden. Wurde er bei der Nachrüstung modernerer Tonköpfe entfernt?

Versuchsweise habe ich C39 zunähst auf einem Kanal eingefügt und anschliessend im Kanalvergleich die Frequenzgänge zu messen. Mit C39/C40 ist er deutlich linearer, die obere Grenzfrequenz verschiebt sich nach oben. Offenbar ist ähnlich wie bei Phono-MM Systemen die optimale Kapazität für eine vollendete Hochtonwiedergabe wichtig.

C39C40Vorhandensein
Frequenzband Hinterband bei Vollaussteuerung, ein Kanal mit und ein Kanal ohne C39. Der 100pF Kondensator führt zu einer Erweiterung des Frequenzbandes, oben 9,5cm/s unten 19,05cm/s. Bei 9,5cm verschiebt sich die obere Grenzfrequenz um 3KHz nach oben! Die Vormagnetisierung war hier auf Werkseinstellung (Normalerweise werden Frequenzgänge mit geringerer Aussteuerung ermittelt). In dem oberen Diagramm ist rechts ein Peak der auf die Interferenz der Messignale mit der Hochfrequenz-Vormagnetisierung der Maschine zurückzuführen ist.

F36_5_C39C40anS5
Neu und Alt: C39/C40 als Styroflex unten an S5 nach vorheriger Innenverkabelung mit Mogami Konsolenkabel 2944.

Der Kathodenwiderstand der Eingangsstufe ist in R74 - Wert ist abhängig von der Spurlage - und R75 aufgespalten, letzterer wird durch den einzigen Elektrolytkondensator in der Schaltung überbrückt. Zwischen dem Ausgang des Kathodenfolgers und diesem Spannungsteiler an der Kathode der Eingangsröhre liegt eine frequenzabhängige Gegenkopplung und in ihr der wesentliche Teil der Entzerrung. Auch hier wird ein Teil mit S5 umgeschaltet bzw. überbrückt.

Genial gradezu ist der Arbeitspunkt des zweiten Systems, es liegt im Kennlinienfeld der ECC83 auf der 0V Gitterspannungslinie, es gibt keinen Kathodenwiderstand und demzufolge dort auch keinen Elko, das ist audiophiler Minimalismus pur. Das andere System der Ausgangsröhre dient als Impedanzwandler für den "Kathode follower Output" wie es auf der Geräteanschlussplatte heißt. Von diesem Kathodenfolger geht die Gegenkopplung als sog. aktive Entzerrung zurück auf die Eingangsröhre.

F36_5_BrummEinKanal
So sieht es aus wenn ein Kanal leise brummt (Dip bei 50Hz), Hinterbandfrequenzgang ca. -18dB

Der Wiedergabeverstärker ist an einer neuralgischen Stelle besonders brummanfällig, das ist das mittlere Röhrensystem, welches am Gitter extrem hochohmig angesteuert wird. Widerstände von zehn oder zweiundzwanzig Megaohm sind heute praktisch kaum noch zu bekommen. Praktisch bekommt man das in den Griff, in dem man die Zuleitungen der Röhrenheizung, besonders hinten bei V9, von dem entsprechenden Widerstand weglegt und an das Metallchassis anschmiegt.



Die Endstufe für den eingebauten Lautsprecher



F36_Endstufe

Die eingebaute monophone Audioendstufe ist schon ein recht erwachsenes Exemplar, mit den seinerzeit modernsten Verbundröhren ECL86 im Gegentaktbetrieb gebaut. Die Endpentoden V7.2/V8.2 erfordern ein ordentliches Maß an Gegenkopplung, welche über den Klangregler an die Kathode der Eingangsröhre V8.1 zurück geführt wird. Das zweite Triodensystem V7.1 dient der Phasendrehung.

In der ganzen Schaltung ist nur ein einziger Elko C61 vorhanden. Und wenn der kaputt geht, dann klirrt es vielleicht etwas mehr, aber dem durchschnittlichen Benutzer wird es kaum auffallen. Der gemeinsame Kathodenwiderstand beider Endröhren ist bezogen auf die Betriebsspannung eigentlich viel zu groß gewählt, man hätte da viel mehr hohlen können (bis zu 13 Watt). Andererseits spricht das sehr konservative Design dafür, das man den Röhren eine lange Lebensdauer gönnen wollte und nur so viel Leistung erzeugte wie vor allem für den eingebauten Lautsprecher sinnvoll ist.

Über die aus dem Koffer genommene Maschine kann ich sagen, das der Lautsprecher sehr viel besser klingt, als man vermuten würde, vor allem auch sehr viel breitbandiger, also tatsächlich mit Tiefen und Höhen. Im Koffer eingesetzt gehen durch die Schutzblende vor dem Lautsprecher leider zu viele Höhen verloren. Der Klangregler der Maschine, welcher elektrisch auch in der Gegenkopplung liegt, wirkt auf den Bassbereich, in dem es vor allem Raumresonanzen gibt. Wenn die Maschine z.B. auf dem Boden steht lässt sich eine sehr gut Anpassung an den Raumklang erzielen, was für eine technisch saubere Abstimmung spricht.


Der real aufgebaute Verstärkerteil



Nach dem Entfernen der Röhren kann die Fassungsleiste mittels dreier Schrauben gelöst werden, dann läßt sich die ganze frei verdrahtete Technik nach vorne umklappen, so das man an die Rückseite der Röhren kommt. Es ist sinnvoll die beiden großen Kondensatoren an den Aussteuerungsreglern links unten vorher abzulöten.

Ich fand einen ominöses Trimmer am Wiedergabeverstärker, welcher nicht im Schaltplan eingezeichnet ist. Es war zwischen die beiden Stereo-Kanäle geschaltet und man hätte damit die Stereobasisbreite einschränken können, also künstlisches Übersprechen zwischen den Kanälen erzeugen können. ich habe ihn entfernt.

F36_5_Ominòˆs
Ominöser Trimmer vor seiner Entfernung

Im Mikrophon- und Aufnahmeverstärker fand ich noch vier sog. Teerkondensatoren. Diese alte Bauform, auch Knallbonbon genannt, gilt als Brandgefährlich und sollte unbedingt ausgetauscht werden. Hautptschwierigkeit ist hierbei mittlerweile die Beschaffung axialer MKP Kondensatoren, welche nicht mehr gängig sind. In einem Webshop welcher sich auf die Reparatur alter Radios spezialisiert hatte wurde ich fündig. Von den vier getauschten Kondensatoren hatte noch einer seine Sollwerte. Je neuer das Gerät umso weniger wahrscheinlich finden sich noch Teerkondensatoren.

Die senffarbenen "Mustardcaps" hingegen gelten als audiophile Wahl, sind absolut langzeitstabil und sollten in jedem Fall im Gerät belassen werden.

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Auf der Rückseite des Verstärkers kaum sichtbar, wenn man ihn nicht aufklappt: Zwei "Eronid" Teerkondensatoren (dargestellt V2 bis V4)

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MKP in Gelb als Ersatz für Teerkondensator (Ansicht von der Seite, V1)

Im Aufnahmeverstärker war Rx (der 33k groß ist) vorhanden, das soll bei 4-Spur Geräten so sein. Da bei mir 2-Spur Tonköpfe eingebaut sind, habe ich Rx einfach überbrückt. Der Koppelkondensator der Rx nachgeschaltet ist, die großen 0,47uF, sitzen bereits auf der Oszilatorplatine (siehe oben), Rx aber direkt an der Röhre in Freiverdrahtung neben dem 33k Anodenwiderstand. Und die Leitung zur Oszilatorplatine, die habe ich an das Röhrennahe Ende von Rx umgelötet - fertig.

F36_5_Rx
Der dtl. Sichtbare 33k-Widerstand (Orange-Orange-Orange) ist der Anodenwiderstand der Ausgangsstufe des Aufnahmeverstärkers. Rx sitzt links daneben. Ist der rote (bzw. braune) Draht, welcher zur Oszilatorplatine geht, unten angelötet entspricht das 4-Spur Verzerrung, wird er direkt oben an die Anode gelötet entspricht es 2-Spur Verzerrung (Dargestellt sind V4 bis V6).

In der Audioendstufe für den eingebauten Lautsprecher habe ich den 100uF Elko getauscht, der alte hatte noch die halbe Kapazität. Im Ausgangsverstärker habe ich die beiden 100uF Elko getauscht. Beide hatten so viel Leckstrom das eine Kapazitätsmessung nicht mehr möglich war. Das ist also ein Schritt den jeder, wer so eine alte Maschine nutzen möchte auch machen sollte.

Dann habe ich R70 und R74 von 82Ohm auf 120Ohm getauscht, ebenfalls weil die Maschine 2-Spur Köpfe hat und 82Ohm zu 4-Spur Köpfen gehören.

F36_5_Elkochange
Elko der Endstufe (links) und am Wiedergabeverstärker (rechts) getauscht, die beiden rosa Widerstände rechts wurden getauscht um aus dem 4-Spur Wiedergabeverstärker einen für 2-Spur Wiedergabe zu machen (Entzerrung) (Dargestellt V9 und V10).

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Versammelte getauschte Kondensatoren: Netzteil-Elko (oben links), Motorkondensatoren (oben rechts), Teerkondensatoren (unten links) und axiale Elkos (unten rechts) aus der Audioschaltung. Die unteren Kondensatoren sind praktisch alle defekt!


Die Schalter und Regler



Stark verschmutzte Schalter sollten gereinigt werden. Innerhalb der Maschine habe ich in völlig unterschiedlichem Ausmaß verschmutzte Schalter gefunden. Ein Tonbandgerät enthält nicht wenige davon durch welche sich eben auch das Audiosignal quälen muß.

S2 ist der Schalter für die Hinterbandkontrolle, er findet sich links unten. S3 und S4 wählen für je einen Kanal die Quelle der Aufnahme, sie befinden sich rechts unten am Chassis. Zusätzlich sitzen dort die Aussteuerungsregler. Linksseitig sitzen die Poti für den eingebauten Lautsprecher (Lautstärke und Klang). Alle sind durch ein Gestänge an die Oberseite des Chassis zu den Knöpfen verlängert. Der äußere Teil dieses Gestänges kann nach oben herausgezogen werden (Schalter), der innere Teil (Poti) kann an den Poti selbst an der Unterseite abgeschraubt werden.

Die einfachste Vorgehensweise ist das Abschrauben der M3 Muttern oben an der Chassisunterseite, dann können die Schalter-Poti Kombinantionen etwas vorgezogen werden um die lange Stange an den Poti abzuschrauben. Alles mit Schlitzschrauben die oft sehr fest sitzen. Ggf. muß man einzelne Drähte ablöten um sich Zugang zu verschaffen. Mit der Variante zunächst die Poti hinten abzumontieren habe ich mir selbst unnötige Arbeit gemacht. Auch hier sollten unbedingt die alten weichen Schlitzschrauben gegen Edelstahlschrauben getauscht werden.

Mit den Schaltern habe ich eine Art Drei-Phasen-Reinigung gemacht, zunächst den groben Staub und Dreck entfernt, dann mit Isopropanol die Kontaktflächen blankgeputzt, zuletzt mit einem expliziten Kontaktreiniger (Deoxit von Craig) nachgearbeitet. Nach Deoxit-Applikation den Schalter schön oft betätigen damit es überall hinkommt.

F36_5_S3ungeputzt
Vor dem Putzen….

F36_5_S3geputzt
… während des Reinigens

Schwieriger sind die beiden Doppelschalter S5 und S6, welche von der Chassisoberseite mittels den roten und Schwarzen Drucktasten betätigt werden. Über einen Mechanismus geht die Bewegung auf einen doppelten Drehschalter. Diese Schaltereinheiten sind mit je 2 Schrauben oben am Chassis befestigt, S5 ist übrigens nicht in inrgendeiner mechanischen Form mit dem Schalterblock verbunden.

S6 rechts wählt den Kanal der Aufnahme. Das Signal der ersten Ebene kommt von den Aussteuerugsreglern welche am Ausgang des ersten Verstärkerblocks sitzen. Das Signal geht zurück zum zweiten Block des Aufnahmeverstärkers um auf seinen Weg zum Aufnahmekopf nochmals dort in der zweiten Ebene umgeschaltet zu werden. Der Schalter trägt auf der Rückseite die bereits erwähnte Lötleiste auf der drei Leitungen aufgelegt sind.

F36_5_S5S6
Schalter S5/S6. Oben unter der Kupferplatte ist eine Kugellagerkugel

F36_5_S6ungeputzt
… S6 ungeputzt

Nach Lösen der beiden Schrauben oben kann der Schalter ohne Probleme nach rechts aus dem Gerät rausgenommen werden. Ggf. ist es einfacher die drei Leitungen der Lötleiste ab zu löten. Vorne an dem Schalter ist eine Wippe mittels M3 Muttern auf dem Schalter aufgeschraubt. An der oberen Schraube ist eine kleine Kupferplatte mit angeschraubt. Darunter befindet sich eine Metallkugel, welche man beim Auseinanderbauen unbedingt bergen sollte. Die Kugel macht zusammen mit einer Nut unten an der Wippe den "Klick" beim Schalten.

Anschliessend kann man nacheinander die einzelnen Ebenen des Schalters freilegen und reinigen. In der Mitte laufen zwei parallel liegende Metallplätchen in den Schaltern, welche vorne und hinten in einer Kunststoffscheibe lagern. Die Seite mit einem Zahn gehört nach Innen, die mit den drei Zähnen an die Seite mit der Wippe. Beim Auseinanderbauen muß man viele kleine Teile bergen und sie später wieder zusammensetzen. Eine Pinzette ist hier sehr hilfreich.

Der Schalter S5 links am Gerät schaltet die Geschwindigkeit um. Da sich die Entzerrung mit der Geschwindigkeit ändert schaltet er in der ersten Ebene das Audiosignal welches direkt vom Tonkopf kommt. In der Ebene dahinter schaltet er den Capstanmotor (6 Leitungen). Bevor man sich an diesen Schalter macht bietet es sich an die Achse von S2/P2 herauszunehmen, dann kann man unter leichtem Lupfen des Chassis den Schalter nach vorne herausnehmen.

F36_5_S5ungeputzt
S5 ungeputzt, noch hinter dem Gestänge…

F36_5_S5Panik
… nur keine Panik…

An beiden Schaltern S5 und S6 gibt es eine schwarze Masseleitung welche von einer Halteschraube der Schalterelemente nach unten ans Chassis führt. Die beiden langen Schrauben auf welche die Schalterelemente gesetzt werden sind in der hinteren Metallplatte nur mit begrenzter Stabilität festgesetzt, die vorderen M3-Muttern sollten nicht zu fest angezogen werden, sonst zieht man die Stangen aus der hinteren Platte heraus.

An dem graden Metallelement, welches Mittig die Achse des Schalters fasst ist oben die Öffnung für die Kugel und unten ein Zahn der nach innen zeigen muß. So wohl die Kugel als auch der Zahn bekommen beim Zusammenbau etwas Molybdänfett für das richtige "Klick"-Gefühl.

Neben den Schaltern gibt es insgesamt vier Potentiometer, davon zwei für den eingebauten Lautsprecher die bei mir funktionell völlig in Ordnung sind und von mir in Ruhe gelassen wurden, und die beiden Aussteuerungsregler. Letztere fabrizierten nicht nur Störgeräusche was vielleicht noch zu ertragen gewesen wäre, nein, sie litten unter zeitweisen kompletten Funktionsausfall.

Der Ausbau der Poti ist letztendlich sehr einfach, sie sind auf einer Blechbrücke mit zwei Schrauben festgeschraubt. Mit der langen Achse können sie dann aus dem Gerät gezogen werden, vorher ablösen ist natürlich hilfreich. Die Potts haben einen hohlen Schaft, in dem die lange Achse steckt. In dem Schaft ist auch noch ein Gewinde, durch das eine Schraube aus einem Metallring eingeschraubt wird. Auseinanderbauen ist jedenfalls einfacher als wieder zusammensetzen. Leider ist dieses Poti von der Bauart her auch so speziell das es mal eben keinen Ersatz dafür gibt.

Jetzt die gute Nachricht: Die Poti sind immerhin so hochwertig, das man sie auseinander bauen und reinigen kann. Vorher mußte ich mittels Heizluftfön und zwei Wasserrohrpumpenzangen ganz vorsichtig noch das Poti von der Blechbrücke lösen. Es empfiehlt sich den vorhandenen Schraubensicherungslack komplett zu entfernen wenn man es auch wieder zusammen bekommen möchte. Das ausgebaute Poti hat an der Oberseite vier Blechlaschen die man auseinanderliegen kann. Dann kommt das Innere des Potts zum Vorschein.

F36_5_Poti1
Links am Blechdeckel sind die vier Laschen erkennbar


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Das Poti enthält zwei Schleifkontakte im Inneren. Einmal in der Mitte Metall auf Metall, da kann man über die seitliche Aussparung rankommen so wie die Kohleschleifbahn selbst. Meine beiden Aussteuerungsregler waren komplett mit einer Art Schleimschicht versehen und auch etwas korrodiert. Ich vermute die Anwendung eines chemischen Reinigers durch den Vorbesitzer, vielleicht um den aufwändigen Ausbau der Poti zu vermeiden. Den Inneren Kontakt habe ich mit "Deoxit" bearbeitet, die Kohlebahn ohne Reinigungsmittel nur sauber geputzt. Mittels Multimeter Widerstandsmessung habe ich die Funktion überprüft und die Potts wieder zusammengesetzt und eingebaut. Es treten keine Störgeräusche bei Betätigung mehr auf.

F36_5_MoreMogami
Wenn man sowieso Bauteile abtötet ist es letztendlich auch egal wo man das macht…. Bei der Gelegenheit habe ich einen Rest Mogami Konsolenkabel 2944 in den Zweig nach den Aussteuerungsreglern eingebaut, für die schwachen Signale nur das Beste…. Und es gibt etwas mehr Raum einfach weil man es 2cm länger lassen kann und weil es mit dem geringeren Durchmesser die Leitungsdurchführungen der Maschine "gangbar" macht, d.h. di ganzen Leitungen klemmen dann nicht mehr so.


Teil 1 : Einleitung
Teil 2 : Das Netzteil
Teil 3 : Magnete und Tastenblock
Teil 4 : Die Motoren
Teil 5 : Die Audioverstärker
Teil 6 : Umbau auf NAB
Teil 7 : Justieren und Messungen
Teil 8 : Der Koffer und Fazit
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