Restauration des Netzteils



Röhrengeräte arbeiten mit Hochspannung und sind potentiell Lebensgefährlich. Arbeiten an Röhrengeräten setzen entsprechende Fachkenntnisse voraus. Ohne entsprechende Sicherheits- und Fachkenntnisse setzen Sie bitte die hier beschriebenen Maßnahmen NICHT um. Für gesundheitliche Folgen bei nicht sachgerechtem Umgang mit elektrischen Strom übernehme ich keine Haftung! Alle Informationen ohne Gewähr!


Auszug aus dem Schaltplan



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Hier ist der Netztransformator T852 mit seiner Beschaltung dargestellt. Mittels eines Schalters auf der Rückseite der Maschine kann die Netzspannung ausgewählt werden, diese wird über eine Feinsicherung an eine entsprechende Anzapfung der Primärwicklung des Netztransformators gelegt.

Die Versorgungsspannung der Motoren wird immer über die 220V Primärwicklung abgenommen und ist im Schaltplan mit N1 und N2 bezeichnet. Das funktioniert auch, wenn das Gerät am 110V Netz läuft. Diese Schaltungsvariante nennt sich Spartransformator oder "Autoformer". Sie ist auch im Tonfrequenzbereich, selten auf Frequenzweichen von Lautsprechern, zur Impedanzanpassung zu finden. Oder als Schaltung einer induktiven Lautstärkeregelung.

Dann sind drei Gleichrichter zu sehen: von oben nach unten für die Hochspannung, die Steuerspannung der Elektromagnete und Gleichspannungsheizung für die beiden empfindlichsten Röhren. Diese beiden Röhrenheizungen sind beide in Reihe geschaltet und mit je 12V (statt 12,6V) leicht unterheizt. Die Heizwendel der weiteren Röhren sind nicht gezeichnet. Sie werden mit Wechselspannung versorgt und sind der Glühlampe oben links parallel geschaltet und über 100 Ohm Widerstände auf Masse symmetriert. Die Glühlampe beleuchtet das Zählwerk der Maschine.

Bei der Hochspannung oben rechts sieht man eine Aufteilung der Siebkette in zwei Zweige. Oben mit den Spannungen B, C und D geht es zum Wiedergabeverstärker. Unten ist die Aufnahmetaste des Tastenblocks gezeichnet mit Entprellung durch ein RC-Glied. Wenn die Aufnahmetaste gedrückt ist, dann gibt es die Spannungen F für das magische Auge und E für den Aufnahmeverstärker und Oszillator. Als Besonderheit ist die Größe des Siebwiderstandes R118 abhängig von der Spurlage des Gerätes, bei 2-Spur 1000 Ohm, bei 4-Spur 2200 Ohm. Die Spannung A ist für die Anoden der eingebaute Endstufe.


Netzteil im Gerät



Der Netzschalter sitzt vorne links unten im Gerät. Das Netzkabel läuft bis zu dem Schalter, von dort geht eine Innenverkabelung zu dem Spannungswähler mit Sicherung auf die Rückseite zurück. Von dort geht es in den Netztransformator. Der Netztransformator sitzt mittig hinter der rückseitigen Anschlussplatte. Dort ist er gut im Gerät versteckt und schlecht zu erreichen.

Wenn man an den Netztransformator heran möchte, so muß man nicht nur den Netzteilaufbau an der linken Seite links unten entfernen, sondern auch den Capstanmotor ausbauen. Glücklicherweise macht so ein Trafo aber praktisch nie Probleme und kann da bleiben wo er ist. Mittig im Gerät auf der unteren Ebene befindet sich eine kleine Lötleiste mit verdrillten Zuleitungen, dort wird die Heizspannung 6,3V verteilt.

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Der wesentliche Aufbau des Netzteils mit Elektrolytkondensatoren und Gleichrichtern befindet sich hinten links unten am Gerät (zusammen mit einer zehnpoligen Lötleiste auf einem gekanteten Blechstück). Die Zuleitungen zu den Gleichrichtern auf der Oberseite kommen direkt vom Netztrafo. Die Gleichrichter sind von links nach rechts: Spannung für Elektromagnete (M), in der Mitte für die Hochspannung der Röhren und rechts ein kleiner Gleichrichter für die Heizgleichspannung von V1 und V10.

Zielobjekt einer Restauration insbesondere für den Dauerbetrieb sind die Elektrolytkondensatoren. Hier sind spezielle Typen verbaut, ("Us-Style") welche per "Twistlock" fixiert sind. Das Bedeutet, das am äußeren Becher vier Blechlaschen sind, welche nach Durchstecken des Kondensators an seinem Bestimmungsort fixieren. An diesen Laschen ist die gemeinsame Masse der Mehrfachelko, im Schaltplan C64 bis C66 und die einzelnen Kapazitäten jeweils mit a, b und c bezeichnet.

Die Lötleiste selbst ist mit ihrer Beschaltung eine Art zentraler Messpunkt von außen für viele wichtige Spannungen im Gerät außerhalb des Audioteil. Die Leitungen sind wie folgt beschaltet (von links nach rechts):

1. Masse (schwarz) von Lasche C64
2. (weiß) von Tastenblock zu Fernbedienungsblindstecker
3. (grau) von Tastenblock zu Fernbedienungsblindstecker
4. (lila) von Tastenblock zu Fernbedienungsblindstecker
5. (Rot) von Aufnahmeverst. zu mag. Doppelband
6. (Braun) von Aufnahmeverst. zu mag. Doppelband
7. (Gelb) AC Heizung symmetriert von Trafo
8. (Blau) AC Heizung symmetriert von Trafo
9. (Grün->Orange) vom Netzteil Hochspannung zu h10 Tastenblock (Aufnahme)
10. (Grün) Vom Tastenblock h9 (Aufnahme) zu Spannung F


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Kabelbäume kommen aus verschiedenen Richtungen

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F36_2_AltSeite
Originalzustand

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Die drei Gleichrichter v.l. für Versorgung der Elektromagnete (blau), Hochspannung und Heizspannung.


Restauration des Netzteils



Die passenden Elektrolytkondensatoren sind nicht einfach zu bekommen. Die Firma Fischer und Tausche bietet mit den "Authenticaps" eine Serie solche Kondensatoren, die nicht hundertprozentig identisch zu den Originaltypen sind, aber eine Restauration ermöglichen. Der Typ KTL 50 ersetzt C64, die beiden anderen ersetzt jeweils ein KTL 25 wobei dann die 20 und die 30uF Fraktion parallelgeschaltet werden.

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Die Authenticaps sind länger als die Originalen Elko, passen aber in die Maschine

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Neuaufbau

Um den Tausch der Kondensatoren durchzuführen, muß quasi der gesamte Metallwinkel, an denen sie montiert sind, ausgebaut werden. Es ist daher äußerst sinnvoll, vorher die Funktion und Lage der Verdrahtung zu verstehen. Am besten beginnt man mit der Lötleiste, nimmt dann die Widerstände und Leitungen von den Elko ab, schraubt dann den Winkel los und zieht ihn etwas vor, um dann die Gleichrichter abzulöten. Die Leitungen von den Gleichrichtern zu den Laschen der Elko sind immer die Masseverbindungen.

Die Selengleichrichter habe ich nicht getauscht, da ich Veränderungen im Klang befürchte bzw. zu hohe Heizspannung für V1 und V10. Die Spannungen sollte man aber auf jeden Fall nachmessen, bevor man alles wieder zusammenbaut.

Ich habe zusätzlich das 2-polige Netzkabel gegen ein 3-poliges getauscht und meine Maschine auf Schutzklasse 1 Niveau gebracht. In Anbetracht des Alters des Gerätes und der nicht wenigen Netzspannung führenden Leitungen zu den Motoren im Chassis halte ich das für eine sinnvolle Maßnahme.

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Die Kontakte dieser Lötleiste liessen sich sehr schlecht säubern und löten


Ich hatte mir vorgenommen, auch das Netzteil messtechnisch genau zu dokumentieren. Allerdings konnte ich im Betrieb selbst auf der Hochspannung direkt hinter dem Gleichrichter kein Restbrummen oder andere Störungen messen. Daher fällt dieser Teil der Dokumentation aus.

Teil 1 : Einleitung
Teil 2 : Das Netzteil
Teil 3 : Magnete und Tastenblock
Teil 4 : Die Motoren
Teil 5 : Die Audioverstärker
Teil 6 : Umbau auf NAB
Teil 7 : Justieren und Messungen
Teil 8 : Der Koffer und Fazit
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