Restauration der Magnete und des Schalterblocks



Röhrengeräte arbeiten mit Hochspannung und sind potentiell Lebensgefährlich. Arbeiten an Röhrengeräten setzen entsprechende Fachkenntnisse voraus. Ohne entsprechende Sicherheits- und Fachkenntnisse setzen Sie bitte die hier beschriebenen Maßnahmen NICHT um. Für gesundheitliche Folgen bei nicht sachgerechtem Umgang mit elektrischen Strom übernehme ich keine Haftung! Alle Informationen ohne Gewähr!


Auszug aus dem Schaltplan



F36_Magnete

Hier ist im oberen Teil der Tastenblock zur Laufweksbedienung dargestellt. Die Tasten von links nach rechts wie sie auch auf dem Laufwerk angeordnet sind. Die ganz rechte Taste für die Aufnahmefunktion mit dem Wellensymbol wurde bereits beim Thema Netzteil angesprochen. Ist sie gedrückt werden h9 und h10 verbunden, und dann bekommen der Aufnahmeverstärker, der Oszillator und das Magische Doppelband Spannung.

So wie es in der Grafik dargestellt ist, so sind auch die Kontakte an dem Tastenblock angeordnet. Die Verschaltung beim schnellen Umspulen ist besonders komplex, mit jeweils vier Funktionen von denen je zwei nach Tastenposition umgeschaltet werden. Hierbei werden auch einige Spannungen der Motoren umgeschaltet (siehe nächstes Kapitel).

Ganz wichtig: Der Blindstecker für die Fernsteuerung, welcher hinten im Gerät drinstecken muß, der schaltet seine drei Pins kurz. im Normalfall kann man also die Punkte 3, 2 und 1 oben rechts in der Schaltung als kurzgeschlossen ansehen.

Die Bezeichnung Endabschaltungs-Magnet meint den Bandendabschalter, der Schalter S9 ist der mechanische Sensor der Bandendabschaltung links am Tonkopfgehäuse. Wenn Stop nicht gedrückt ist sind g7 und g8 verbunden und der Strom fliesst sobald das Band S9 nicht mehr offen hält. Dann, am Bandende, zieht der Elektromagnet unter dem Tastenblock die Stoptaste nach unten und die Maschine steht.

Der Bremsmagnet bezeichnet den Elektromagneten welcher beide Wickelteller mechanisch gleichzeitig bremst. Er bremst so wohl beim schnellen Vor- als auch Rücklauf, und auch wenn Play gedrückt ist. Immer dann sind die zwei korrespondierenden Kontakte der Reihe f verbunden.

Nun soll aber die Andruckrolle aber nur bei Play an den Capstan und nicht beim schnellen Umspulen. Wie geht das? Es wird immer dann angedrückt wenn Play gedrückt ist, aber nicht schnell umgespult wird. Dann wird durch die Verschaltung in Reihe E der Andruckmagnet ausgelassen. Der Andruckmagnet kann nur anziehen wenn keine Schnellspultaste gedrückt ist. In moderneren Geräten sind solche Funktionen durch Logikbausteine bzw. Microcontroller ersetzt.


Der Tastenblock als Fehlerquelle



F36_3_Kupferklammern
Unschöne Fundstücke

Schon nach Entnahme meiner Maschine aus ihrem Koffer habe ich dort zwei Kupferkontakte mit einer kleinen Feder und einem Rest Pertinax gefunden. Mit zunehmenden Alter der Maschine wird das Material, welches die Federn im Tastenblock hält zum Problem, mit der Folge Totalausfall und auch Kurzschluss, denn die Kontakte können in eine Lötleiste am Tastenblock fallen. Abhilfe schafft hier nur der Austausch der Pertinaxplättchen.

An der linken Seite des Gerätes kann man den Tastenblock sehen, wenn man genau hineinsieht sogar, wie die Kontakte mit ihren Federn in der Reihe stehen. Es gibt insgesamt zwei Reihen. Außen am Tastenblock sind zwei schwarze Blattfedern angebracht, welche über einen Mechanismus Tasten gegeneinander verriegeln.

Unter dem Tastenblock befinden sich ein Magnet, welcher als Endabschaltungsmagnet die STOP Taste zieht. Will man den Tastenblock aus der Maschine nehmen empfiehlt sich nach Abnahme des Lautsprechers zunächst diesen Magneten zu demontieren, indem man ihn einfach an der großen Schraube abschraubt.

Um den ganzen Tastenblock aus dem Gerät zu bekommen muß des weiteren die Platte mit dem Widerstand R23 von dem anderen Magneten abgeschraubt werden. Dann diesen Magneten entweder ganz ausbauen oder vom Tastenblock ablöten. Anschliessend die vier Schrauben welche das obere Chassis halten lösen, die vier Schrauben welche den Tastenblock halten auch lösen und dann unter anheben des Chassis den Tastenblock zur Seite aus der Maschine nehmen.

F36_3_SchalterVerdrahtung

F36_3_Diodes
Tastenblock. Die silbernen Teile die Aussehen wie historische Transistoren sind Dioden

Wahrscheinlich müssen noch mehrere Leitungen abgelötet werden bis er weit genug draussen ist zum Restaurieren. Es empfiehlt sich alle Leitungen die abgelötet wurden genau zu dokumentieren. Die Lötleiste unter den schwarzen Kunststoffteilen des Tastenblockes ist auch abzuschrauben, ein Streifen Pertinax dahinter dient der Isolation der Lötstützpunkte gegenüber dem Gehäuse. Das ist notwendig, um später an die untere Reihe des Tastenblockes heranzukommen. Links an der Lötleiste ist ein Massekontakt an dem im Ursprungszustand wohl auch der Capstanmotor geerdet war.

Auch an dem Tastenblock gibt es Zuleitungen aus verschiedenen Kabelbündeln und bei genauerer Betrachtung kann man die Aufteilung etwas schematisieren. Folgendes Schema zeigt den Schalterblock von der Anschlußseite, die untere Reihe ist die Lötleiste, oben sind die zwei Anschlussreihen des Tastenblocks. Die obere Schaltet nur Magnete mit der Spannung M (Ebene e und f), an der unteren liegt Hochspannung an für Motoren und Aufnahmeverstärker (Ebene g und h):

F36Schalter

F36_3_FederIstAb
Nach Herausnahme aus der Maschine ist erkennbar, das oben links bei der Rückspultaste bereits das nächste Pertinaxplättchen abgebrochen war


Austausch der Pertinaxplättchen (Restauration Tastenblock)



Empfohlenes Hilfsmittel: Pinzette(n), gerne Spitz und kleine Zange(n)

Auf einer bekannten Videoplattform im Internet hatte ein User ein ähnliches Problem. Er hat von den Plättchen ein 3D-Modell erstellt (Download auf thingiverse.com, Suchbegriff Revox, "Coupling Latch V2 for F36"). Nach diesem Modell kann man sich bei Dienstleistern im 3D-Druck Verfahren passende Teile herstellen lassen. Bei Materialien wie glasverstärktes Nylon besteht die Hoffnung, das die Tasten nie wieder kaputt gehen. Ich habe mir diese Teile bestellt und zeige im Folgenden wie sie eingebaut werden.

Der erste Schritt besteht im Lösen der Plättchen durch Herausziehen des rückseitigen Haltedrahtes. Damit trennt sich das schwarze Kunststoffteil mit den Kontakten von der Tastenmechanik. ich habe mir zunächst genau angesehen, wie der Mechanismus funktioniert. Jede Kupferklammer hat zwei Positionen, oben und unten, zwischen denen sie hin- und her flippen kann. Nicht an jedem Schalter ist auch die volle Anzahl an elektrischen Kontakten vorhanden, aber die Mechanik flippt immer zwischen zwei Positionen. Auch an elektrisch nicht benutzten Kontakten ist die Mechanik voll bestückt.

F36_3_StangeRaus
Herausnehme des Fixierungsdrahtes

F36_3_Triplet

F36_3_BrokenTriplet

Bei der F36 sind also immer zehn Kupferklammern vorhanden, davon fünf in einer oberen Reihe und fünf in einer unteren Reihe. Die zwei Klammern einer Taste, oben und unten, hängen mit einer Feder an je einem Ende des T-Stückes des Pertinaxteiles. Der lange Arm des T geht durch eine Öffnung durch die Tastenmechanik und ist hinten mit dem Draht fixiert.

Die Kupferklammern sind nur loose in das schwarze Kunststoffteil eingesteckt. In dem man die von den Kontakten abgewendete Seite mit einer Pinzette vorsichtig aus ihrer Vertiefung im Kunststoffteil zieht kann man die ganze Klammer entfernen und andersherum wieder einstecken. Es bietet sich an alle zu entfernen und die Kontakte zu säubern, schwarze Ablagerungen sollten entfernt werden.

Dann kommt der fummelige Teil. Die Kupferklammern mit ihren Federn von den alten Pertinaxteilen trennen und an die neuen T Stücke wieder anbringen. Nicht entmutigen lassen wenn es nicht gleich klappt..... Die Federn so ausrichten, das sie vom T weg zeigen, in die Richtung wo sie später auch hin sollen.

F36_3_OldNew
Links das neue Teil, rechts die originale Variante

Anschliessend können die neuen Teil eingesetzt werden. Nach dem Einsetzen durch Betätigung des langen Hebels des T-Stückes die mechanische Funktion kontrollieren, wenn alles gut läuft elektrisch nachmessen, ob die Kontakte auch geschlossen werden. Dann die T Stücke, welche nun in einer Reihe sollten, zurück in die eigentliche Tastenmechanik stecken. Damit sie dann hinten herausschauen muß mittels Pinzette etwas nachgeschoben werden. Der Draht kann dann Stück für Stück vorgeschoben werden. Anschliessend wieder die mechanische und elektrische Funktion kontrollieren.

Obwohl ich es so gemacht hatte, kam es dennoch nach dem Zusammenbau der Maschine zu einem Kontaktproblem. Über die obrige Funktionsbeschreibung konnte ich mir herleiten um welchen Kontakt es sich handelte. Mit einem langen Q-Tipp konnte ich vorsichtig von der Seite aus die Kontakte nachreinigen und den Fehler beheben.


F36_3_SingleNew
Neuaufbau: Der erste Kontakt, natürlich nachdem alles sauber geputzt wurde

F36_3_NewQuintet
Alle neuen Teile sind eingesetzt, der halbrechte Kontakt ist in der "gedrückten" Position

F36_3_NewStange
Dann wird die Stange wieder eingeschoben, dabei müssen die T Stücke mit der Pinzette zur Stange hin rausgeschoben werden

F36_3_NewStTopView
So sieht es von oben aus, wenn die rechten beiden Kontakte durch die Stange fixiert sind


Reinigen der Elektromagnete



Laut Servicehandbuch ist das eigentlich nicht erforderlich aber damals konnte wohl keiner Ahnen, wie alt die Maschinen werden. Die Magnete können aufgrund von Verschmutzungen stecken bleiben. Bei mir waren es Zwei von Drei, der Bremsmagnet funktionierte noch.

Das Reinigen funktioniert sehr einfach. Den inneren Teil des Magneten kann man herausziehen, reinigen und dann neu mit Molybdenfett einfetten, indem man das Fett in die Poren einreibt und den Überschuss wieder abnimmt. Denn Magneten selbst von innen vorsichtig reinigen und dann wieder zusammensetzen - fertig.

F36_3_DirtyMagnet
Innenliegendes Teil des Magneten der Andruckrolle mit Gestänge, ungeputzt

F36_3_CleanedMagnet
Gereinigt und mit Molybdänfett eingerieben und Überschuss entfernt (linkes Teil), rechts der Elektromagnet

Es bietet sich an, den Endabschaltungsmagnet zu reinigen wenn man den Tastenblock sowieso ausbaut. Gleiches gilt für den Magneten, welcher die Andruckrolle an den Capstan drückt und der links an der Seite neben dem Tastenblock sitzt. Danach muß die Andruckkraft neu justiert werden. Mit der Federwaage gemessen soll der Andruckarm mit ca. 1,5Kg auf den Capstan drücken.

An den Bremsmagnet kommt man nur heran, wenn der Capstanmotor ausgebaut ist, dazu reicht es eine Schraube neben dem Bremshebel an der Chassis Oberseite rechts zu lösen und ein bisschen Geschick zu haben. Der Magnet sitzt genau über dem Netztrafo.


Der Bandendabschalter



Der Bandendabschalter befindet sich am linken Ende des Tonkopfgehäuses und besteht aus zwei Teilen. Der eine Teil ist ein beweglicher Metallbügel, welcher in der Nähe des Wiedergabekopfes am Kopfträger hängt und die linke Bandführung umschlingt. Der andere Teil ist der eigentliche elektrische Bandendschalter, basierend auf einer Kupferklammer in einem schwarzen Kunststoffgehäuse, nicht unähnlich dem Tastenblock.

Theoretisch dürfte dem Bandendabschalter nichts passieren, aber beim auf- und abnehmen des Kunststoffgehäuses bekommt er gerne Druck oder Zug, mit der Folge das der Bügel an der Bandführung klemmt. Dann reichen die Rückstellkräfte der Feder im eigentlichen Schalter nicht mehr aus, am Bandende den Bügel wegzudrücken, und dann gibt es keine Bandendabschaltung.

In meinem Fall wurde die Angelegenheit verkompliziert durch die Tatsache, das meine Maschine breitere und modernere Tonköpfe hat, wobei der Wiedergabekopf mechanisch Kontakt zur Aufhängung des Tasters der Bandendabschaltung hatte. Es passte im kein Blatt Papier zwischen sie.

F36_3_BandEndKlemmt
Hier ists zu eng

Wohl oder übel mußte ich den Endabschalter bearbeiten, zuvor natürlich abmontieren. Das erfordert nicht weniger als die Demontage der ganzen Brücke auf welcher die Tonköpfe sitzen. Als angenehmer Nebeneffekt können dann auch die großen seitlichen Bandführungen sehr gut gereinigt werden.

Wie sich herausstellte hatte bereits ein Vorbesitzer früher Material von der Klammer abgenommen, nur an der falschen, dem Wiedergabekopf abgewandten Stelle. Mit einer Feile habe ich ca. 1 bis 2 mm Material abgenommen. Nach dem Zusammenbau war der Bügel der Endabschaltung endlich so beweglich wie es sein sollte und ich konnte den Federkontakt wieder montieren.

F36_3_Bandend2
Nach der Feile…

F36_3_BandEndFrei
… ist jetzt genug Freiraum vorhanden

F36_3_BandEndComp
… und der Bandendabschalter funktioniert wieder


Die Andruckrolle



Als ich die Maschine vor über 20 Jahren bekam war die eingebaute grüne Andruckrolle tatsächlich ohne jede Zeichen der Benutzung vollständig grün ohne braunen Abrieb. Das was jetzt an ihr zu sehen ist hat sie in wenigen Stunden akkumuliert. Allerdings ist sie bretthart. Somit habe ich mich entschlossen sie zu tauschen.

Zum Entnehmen des Armes mit der Andruckrolle muß man zwei Gewindestifte unter dem Chassis nach Ausbau des Lautsprechers lösen.

F36_3_AndruckOld

Der Tausch ging recht einfach von statten. Die kurze Achse auf welcher die Rolle mit einem Gleitlager sitzt ist lediglich mit einer schwarzen Sicherheitsklammer fixiert. Wenn diese von der Rolle weggezogen wird fällt das Konglumerat auseinander. Zwischen dem Hebelarm der Maschine und der Andruckrolle sitzen oben und unten noch je eine kleine Kunststoff- oder Metallscheibe.

Nachdem die neue Andruckrolle mit der Achse wieder in dem Arm lokalisiert ist wird die schwarze Sicherungsklammer wieder eingesetzt. In Ruhe soll der Arm parallel zur vorderen Chassiskante stehen, eingestellt wird das unterhalb der oberen Chassisplatte an den zwei Gewindestiften, mit denen sich der Haltearm samt Andruckrolle aus der Maschine nehmen lässt.

Die Andruckrolle soll im Betrieb mit 1,5Kg auf den Capstan drücken. Gemessen wird mittels Federwaage. Bei knapp 1,5Kg Zug durch die Federwaage solle deutliche Gleichlaufschwankungen vernehmbar sein. Eingestellt wird die Kraft durch die genaue Position des linken Elektromagneten welcher oberhalb des Tastenaggregates an der Chassisplatte verschraubt ist. Durch Lösen der Schrauben kann er bewegt werden und die Andruckkraft wird hierdurch eingestellt.

F36_3_AndruckNew
Neu

F36_3_Kraftmessung
Messung der Andruckkraft mittels Federwaage


Teil 1 : Einleitung
Teil 2 : Das Netzteil
Teil 3 : Magnete und Tastenblock
Teil 4 : Die Motoren
Teil 5 : Die Audioverstärker
Teil 6 : Umbau auf NAB
Teil 7 : Justieren und Messungen
Teil 8 : Der Koffer und Fazit
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