10 Opern LP für Einsteiger



Hier klicken für die Einleitung - Teil 1 u.a. mit der Oper "Carmen"
Vorweg: Ich habe gar keine Ahnung von Opern, ich bin nur seit langem interessierter Hörer.

Alles was ich im ersten Teil bereits allgemein über klassische Musik geschrieben habe trifft noch mehr auf Opern zu. Mit Gesang und Handlung handelt es sich grundsätzlich um noch komplexere Musik. Das Medium Schallplatte ersetzt hier die Aufführung auf einer Bühne, sozusagen das Bild, durch beiliegende Textbücher, welche den Opernaufnahmen häufig beigefügt sind. Der Hörer ist ganz schön gefordert. Neben der Musik gilt es Sprache zu verstehen und Handlung zu verfolgen. Und das bei Werken die im Durchschnitt deutlich länger sind als andere klassische Werke.

Im Endeffekt fordert eine Oper vom Hörer nochmals mehr Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum als andere Werke der klassischen Musik. Neudeutsch könnte man auch von Achtsamkeitstraining sprechen. Oder konservativer den Begriff des aktiven Hörens heranziehen. Aktives Hören ist hören mit voller Aufmerksamkeit während passives Hören das Hören bei anderen Tätigkeiten bezeichnet, z.B. beim Autofahren oder Bügeln.

Um überhaupt den Einstieg zu ermöglichen habe ich hier bewußt auch Titel ausgesucht, die streng genommen gar keine Opern sind, sondern Musiktheater, Operetten oder Musical. Und die ausgewählten Opern sind nicht so lang und nicht so komplex, um überhaupt erstmal einen Einstieg zu ermöglichen.

Eine Oper umfasst durchschnittlich drei Schallplatten welche mit dem Textbuch (Libretto) dann in einer aufklappbaren Pappkassette ("Box") gelagert sind. In Schallplattenläden stehen sie oft an der Seite, unter- oder oberhalb der Plattenkisten.


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Einige der hier vorgestellten größeren Produktionen stammen von der Plattenfirma Decca und dem Produzenten John Culshaw. Die Decca ist eines der gesuchten "audiophilen" Labels. Das liegt nicht zuletzt an den Opernproduktionen. Die Decca hat auch erheblich mehr Opern produziert als andere Plattenfirmen. Bei Mercury oder Columbia Masterworks waren Opernproduktionen eher eine Ausnahme.

Der von John Culshaw produzierte Wagner "Ring" gehört unstrittig zu den besten Opernproduktionen überhaupt. Andererseits sind die in den 50er Jahren in Italien in Mono und später in Stereo produzierten Opern zu nennen. Qualitativ ebenso herausragend, wenn auch nicht so prominent, sind die Aufnahmen der Opern des Komponisten Benjamin Britten. Allen Gemeinsam ist die Illusion einer Bühne auf der sich die Sänger natürlich bewegen und die auch eine natürliche Tiefe hat. Zu dem natürlichen Gesamteindruck gehört, das die akustische Größe der Sänger zu der des Orchesters bzw. seiner Instrumente paßt, ebenso wie der Wiederhall im Raum.

Die ganze Kunst der Schallplattenproduktion und daraus resultierender Tonqualität kommt bei solche komplexen Werken wie Opern mehr heraus als bei allen anderen Werken. Unterschiede zwischen Plattenfirmen und deren Produktionsweisen sind nirgendwo so gut herauszuhören wie hier. Im Vergleich zwischen frühen (50er Jahre) und späten (70er Jahre) Produktionen ist sehr gut hörbar, wie das Mischpult Einzug in die Schallplattenproduktion gehalten hat.

Und auch die eigene Anlage ist aufgrund des komplexen Materials mehr gefordert. Da wären zu nennen Sprachverständlichkeit, Räumlichkeit und schlicht die Tatsache, ob es möglich ist über einen längeren Zeitraum ermüdungsfrei zu hören oder nicht. Stichwort "listening fatigue".

Während viele begehrte Decca LP auf dem Gebrauchtmarkt in schwindelerregenden Preisregionen zu finden sind liegen die Opern fast alle in einem bezahlbaren Preisrahmen. Das gilt auch für alle anderen Plattenfirmen, einschliesslich einiger Produktionen der RCA mit dem ebenfalls gesuchten Markenzeichen "Living Stereo".


Weill "Die Dreigroschenoper" (Brecht)


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Kurt Weill (Libretto: Bertold Brecht)
Die Dreigroschenoper

Trude Hesterberg; Willy Trenk-Trebitsch; Lotte Lenya; Inge Wolffberg;
Erich Schellow; Wolfgang Neuss; Johanna von Kóczian; Wolfgang Grunert u.a.
Orchester des Senders Freies Berlin
Leitung: Wilhelm Brückner-Rüggeberg

Aufgenommen im Afifa-Tonstudio Berlin Tempelhof Januar 1958
Künstl. Leitung: Lotte Lenya
Produzent: Theo Knobel

Columbia Masterworks O2S 201 (2-LP Kassette)


Die Dreigroschenoper ist absolut Einmalig. Angefangen damit, das die Dreigroschenoper eigentlich keine Oper ist, sondern ein Theaterstück mit singenden Schauspielern. Die Stücke orientieren sich mehr an der Unterhaltungsmusik der 20er Jahre des 20zigsten Jahrhunderts, statt an der traditionellen Oper. Die Besetzung des Orchesters erinnert eher an die einer Jazz Big-Band als an ein klassisches Orchester. Einige sehr bekannte Stücke stammen aus der Dreigroschenoper, so z.b. die Moritat des Räubers Mackie Messer, genannt Maceath. Diese ist von diversen Jazzkünstlern eingejazzed worden, z.B. von Louis Armstrong oder Sonny Rollins.

Inhaltlich greift sie auf die "Beggars Opera" von John Gay zurück. Brecht typisch ist der Ort und Zeit der Handlung eher nebulös unklar, der Ort wird als "Soho" benannt. Maceath hat unter anderen eine sehr gute Verbindung zum Polizeipräsident Brown, beide besingen ihre gemeinsame Jugendzeit. Jonathan Jeremias Peachum ist der Bettlerkönig, der seinen Lebensstandard aus der Ausnutzung des Elends der Bettler bezieht. Seine Tochter Polly ist nicht nach Hause gekommen. Sie schaut mit Maceath den Mond über Soho an nachdem sie heimlich geheiratet haben. Herr Peachum findet das gar nicht witzig. Maceath muß fliehen und nimmt Abschied von Polly. Ob und wie er gefasst wird, also die letzten zwei Plattenseiten, das verrate ich hier nicht.

Es gibt auf jeden Fall jede Menge schöner Stücke zu hören, kombiniert mit Brechtschen Botschaften wie "Man siehe die im Dunkeln, die im Lichte sieht man nicht" oder "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral". Wie gesagt, es handelt sich nicht um eine klassische Oper, sie ist aber sehr geeignet um mit dem Thema Oper anzufangen.

Diese Aufnahme ist eine der ersten Stereo-Produktionen von Columbia Masterworks (in Europa CBS). Es lohnt sich unbedingt die US-Pressung zu suchen. Sie enthält ein umfangreiches Libretto, also den kompletten Text, und zusätzlich jeden Menge Informationen und historischer Fotos. Abgesehen davon bietet sie die beste Tonqualität.

Goddard Lieberson, der damalige Präsident von Columbia hat ein Geleitwort geschrieben und die Bedeutung der Produktion unterstrichen. Man hat sich stark an der Originalproduktion orientiert und z.B. auch erfolglos versucht Ernst Busch als Moritatensänger zu bekommen. Lotte Lenya war bis zu seinem Tode mit dem Komponisten der Oper, Kurt Weill, verheiratet.

Wem diese Oper gefällt kann Weiterhören mit "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonni", das ist ebenso wie "Die sieben Todsünden der Kleinbürger" eine weitere Co-Produktion von kurt Weill und Bertold Brecht. Zwanziger Jahre Feeling 8der vorigen Jahrhunderts) hat auch die Jazz-Oper "Johnny spielt auf" von Ernst Krenek.


Orff "Der Mond"



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Carl Orff
Der Mond

Eberhard Büchner; Fred Treschler; Horst Lunow; Helmut Klotz; Armin Terzibaschian;
Wilfried Schaal; Hans-Joachim Hegewald; Paul Glahn; Reiner Süß u.a.
Rundfunkchor Leipzig, Leitung: Horst Neumann
Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig
Leitung: Herbert Kegel

Aufgenommen 1970 Bethanienkirche Leipzig
Regie: Walter Zimmer

ETERNA 8 26 332-333 (Doppeltasche)

Hier handelt es sich um eine Märchenoper, Zeit und Ort der Handlung sind noch unbestimmter als in der Dreigroschenoper. Jedenfalls gab es ein Land in dem die Nacht immer stockfinster war. Aus diesem Land zogen einmal vier Burschen auf die Wanderschaft und gelangten in ein anderes Reich, wo des Nachts auf einem Eichbaum eine leuchtende Kugel hing.

Was ist das was ist das für ein Licht? Das ist der Mond. Soso, das ist der Mond. Die vier verfrachteten den Mond auf einen Wagen und fuhren nach Hause um dort zunächst Funktion und Wirkung des Mondes zu erklären. Dann wurde der Mond wiederum auf einen hohen Eichbaum gehängt und endlich konnte man auch Nachts etwas sehen.

Als der erste der vier (nach einer unbestimmten Zeitspanne) im Sterben lag bat er darum, ihm ein viertel des Mondes in den Sarg zu legen, wenn er gestorben ist. Und als er gestorben war stieg der Schultheiss auf den Baum und schnitt mit der Heckenschere ein viertel von dem Mond ab, was in den Sarg gelegt wurde. Und als der zweite starb stieg der Schultheiss wiederum auf den Baum.... und als der vierte starb trat die alte Finsterniss wieder ein.

Nun wurde es aber dort hell, wo es sonst immer dunkel war. Personen die man heutzutage als Zombies bezeichnen würde stiegen aus ihren dunklen Truhen und ein munter buntes Treiben ging los. Das bekam ein gewisser Petrus mit und der Rest wird nicht verraten.

Eine schöne Geschichte, sehr schön erzählt. Anhand des häufig eingesetzten Schlagwerkes ist der Komponist der Carmina Burana sofort zu identifizieren. Auch hier halten sich sehr moderne Elemente in Grenzen. Das Ganze ist für einen Einsteiger sehr gut anhörbar. Es enthält auch einige längere ruhige Passagen, einzelne Ereignisse der Geschichte wie z.b. ein Würfelspiel werden auch akustisch entsprechend dargestellt.

Das Klassiklabel ETERNA ist das Klassiklabel der ehemaligen DDR und gehörte zu "VEB Deutsche Schallplatte Berlin". Das Label für Unterhaltungsmusik war "Amiga". Platten aus dem westlichen Ausland wurden nicht in der DDR verkauft, einzelne Titel von West-Aufnahmen erschienen aber als ETERNA Pressung, oft mit abweichendem Cover. Im Westen wiederum wurden Aufnahmen aus der DDR von praktisch allen Plattenfirmen lizensiert und veröffentlicht. Die Carl Orff Opern erschienen bei Philips.

Nach der Wende wurden die Platten aus der DDR teilweise zu Kultobjekten hochstilisiert. Den ETERNA Platten wurde eine besonders hohe Klangqualität bescheinigt. Und was ist davon jetzt zu halten? Die staatliche Plattenfirma der DDR hatte sich insgesamt drei Kirchen als Tonstudios für Klassikaufnahmen fest eingerichtet und hat somit optimale Produktionsbedingungen geschaffen. Wie bei allen anderen Plattenfirma auch gibt es herausragende Produktionen und weniger herausragende Produktionen. Die beiden Carl Orff Opern "Der Mond" und "Die Kluge" gehören zweifelsfrei zu den klanglich herausragenden Produktionen der DDR.

Wem "Der Mond" gefällt, der könnte sich "Die Kluge" von Carl Orff besorgen oder es auch mit der "Carmina Burana" oder "Catulli Camina" von Carl Orff probieren.


Stravinsky "Renard"



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Igor Stravinsky
Renard (The Fox)

George Shirley (Tenor); Loren Driscoll (Tenor);
William Murphy (Baritone); Donald Gramm (Bass);
Toni Koves (Cimbalon);
The Columbia chamber Ensemble
Leitung: Igor Stravinsky

Aufgenommen 1962
Produktion: John McClure
Aufnahme: Edwin Michalski

Columbia Masterworks MS 6372

Reissue durch Speakers Corner Records

Diese eine Platte ist nicht mal zur Hälfte von "Renard" ausgefüllt, einer Kurzoper die ungefähr 20 Minuten dauert. Obwohl musikalisch und thematisch sehr klar und eingängig, wird sie aufgrund ihrer Kürze in Echt kaum aufgeführt. Dafür kommt sie auf einer Schallplatte umso Besser zur Geltung. Einige andere Besonderheiten gibt es auch noch.

Die vier Sänger sitzen im Orchestergraben. Auf der Bühne spielen vier Pantomime eine Version von "Reinecke Fuchs". Das Ganze soll auch von der Musik her an einen russischen Jahrmarkt erinnern. Der Eitle Hahn wird vom Fuchs gefangen. Die anderen Tiere befreien ihn und …. und am Ende kommt "Now the Story is done, you musst pay for your fun". Es ist ein sehr humorvolles Werk.

Das Orchester beinhaltet viel Schlagwerk, gleich zu Beginn kommt ein stampfender Rhythmus auf der großen Trommel. Stravinsky-Typisch dominieren die Bläser und steigen mit einem fanfarenartigen Thema ein. Das verwendete Cimbalon ist ein exotisches ungarisches Hackbrett, welches ein ungewöhnliches Klangcolorit beisteuert. Streicher spielen eine untergeordnete Rolle.

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Igor Stravinsky
Renard (The Fox)

Gerald English (Tenor); John Mitchinson (Tenor);
Peter Glossop (Bass); Joseph Rouleau (Bass);
L´Orchestre de la Suisse Romande
Leitung: Ernest Ansermet

Aufgenommen April 1963 Victoria Hall Genf
Produktion: Michael Bremner
Aufnahme: Roy Wallace

Decca SXL 6171

Ernest Ansermet, welcher auch die Uraufführung im Jahre 1922 leitete, hat Renard gleich zweimal aufgenommen. Die erste Version in französischer Sprache stammt aus der Mitte der 50er Jahre und ist eine Rarität, insbesondere die Stereoversion. Die spätere englischsprachige Version ist einfacher zu finden.

Weil Decca eines der als besonders audiophil geltenden Label ist, bietet sich ein Klangvergleich zu den Columbia Masterworks Version an. Ich möchte sagen, das es erhebliche Unterschiede zwischen den beiden Aufnahmen gibt. Es ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, welche Version klanglich bevorzugt wird. Die Unterschiede der Aufnahmephilosophien lassen sich hier besonders gut nachvollziehen, da so wohl der Gesang als auch das solistisch auftretende Cimbalon ein besonders komplexes Aufnahmesetting darstellen. Musikalisch finde ich alle Versionen gelungen.

Wem dieses Werk gefällt kann sich weiter durch das Werk Stravinskys hören, v..a. "Les Voces", "Mavra" oder die Soldatengeschichte knüpfen an Renard an


Monteverdi "Orfeo" (Striggio)



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Claudio Monteverdi (Libretto: Alessandro Strigggio)
L´Orfeo (Favola in Musica)

Rotraud Hansmann; Lajos Kozma; Cathy Berberian; Nikolais Simkowsky;
Eiko Katanosaka; Jaques Villisech; Max von Egmond; Nigel Rogers;
Kurt Equiluz; Günther Theuring u.a.
Capella antiqua München, Leitung: Konrad Ruhland
Concentus Musikus Wien (mit Originalinstrumenten)
Leitung: Nikolaus Harnoncourt

Aufgenommen in Wien Dezember 1968
Produktion: Wolf Erichson

Telefunken "Das Alte Werk"
SKH 21 (3-LP Kassette)

Wie sang doch Reinhard May früher? "Ich wollte wie Orpheus singen, dem es einst gelang, selbst Felsen zum Weinen zu bringen, mit seinem Gesang". Um diese Orpheus handelt es sich hier. Und das ist auch der Orpheus mit der Unterwelt. Aber selbst die Musik aus der Unterwelt klingt für heutige Ohren sehr schön.

Die Handlung rankt sich um den Tod von Euridice, der Frau von Orpheus. Eine Fanfare, ein Statement einer Sängerin als die Musik selbst und dann geht es los: Am Anfang ist alles heile Welt, man verweilt auf geschmückten Wiesen. Orpheus muß erstmal den Hirten etwas auf der Leier vorspielen um deren Herzen zu entzücken. Eine Botin überbringt die Botschaft, eine Schlange hat Euridice totgebissen, als sie auf einer Wiese Blumen sammelte um ihr Haar zu schmücken. Orpheus steigt begleitet von der Hoffnung in die Unterwelt und besingt den Fährmann Charon um seine Frau zurückzubekommen. Das wiederum hört die Persepina welche den Pluto bewegt, dem Trauernden seine Euridice wiederzugeben. Das Ganze unter der Bedingung, das sich Orpheus nicht zu ihr umblicke….

Auch wenn man sich nicht weiter für den Text oder die Handlung interessiert ist diese Oper schön anzuhören. Vergleichbar schöne Klangfarben gibt es bestenfalls noch bei Ravel oder Debussy zu finden. Wer sich aus dem Alltag auf das Tempo dieser Oper herunterbremsen lassen kann, wird in einen ganz besonderen Klangstrudel eingesogen.

Orpheus gilt als die erste moderne Oper, was auch immer das ist. Das Orchester dieser frühen Barockoper besteht noch aus Renaissance-Instrumenten einschliesslich Blockflöten, Regal, Zink, Harfe, Lauten u.a. in einer eher kammermusikalischen Besetzung. Sowohl die Oberwelt mit ihren Hirten und Nymphen als auch die Unterwelt haben ihre spezifischen Instrumente und Themen. Ebenso werden die Hauptakteure von bestimmten Instrumenten und Themen begleitet.

Wer gefallen an Orpheus findet mag sich weiter durch das Werk Monteverdi hören und sich generell für Renaissance- und Barockmusik interessieren.


Ravel "L´Infant et les Sortilèges" (Colette)



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Maurice Ravel
L´Enfant et les Sortilèges
(Das Kind und der Zauberspuk)

Flore Wend (Kind); Marie-Lise de Montmollin; Geneviève Touraine;
Adrienne Migliette; Suzanne Danco; Juliette Bise;
Gisèle Bobillier; Hugues Cuenod; Pierre Mollet; Lucien Lovano
The Motet Choir of Geneva, Leitung: Jacques Horneffer
L´Orchestre de la Suisse Romande
Leitung: Ernest Ansermet

Aufgenommen Ende 1954 Victoria Hall Genf
Produktion: Victor Olof
Stereo-Aufnahme: Roy Wallace

Decca SXL 2212

Reissue durch Speakers Corner Records

Maurice Ravel hat zwei Opern geschrieben, beide dauern nur jeweils eine knappe Stunde. Auch wenn ein Kind hier im Mittelpunkt steht ist es doch nicht eine Kinderoper, sondern eben eine Oper mit einem Kind im Mittelpunkt.

Es gibt Motivationsprobleme beim Erledigen der Hausaufgaben. Die Mutter verhängt Stubenarrest. In der Folge treten Wut und unkontrollierte Handlungen bei dem Kind auf. Geschirr wird zerschlagen und die Katze am Schwanz gezogen. Von seinen Missetaten erschöpft setzt sich das Kind in den Lehnstuhl und ….

Auf einmal werden die Einrichtungsgegenstände lebendig! Und sie singen und beklagen sich! Besonders markant ist hier die tickende Standuhr. Es erscheint eine melancholisch singende Märchenprinzessin und dann sogar der Geist der Mathematik, "Sieben Rohre laufen in ein Reservoir". Dieser sehr markante Auftritt werden wie auch einige andere Passagen von blubbsenden Kontrafagotten begleitet. Dann kommt es zur Auflösung der guten Stube, das Kind ist draussen. Tiere und Pflanzen beklagen sich über die Untaten des Kindes. Am Ende der Oper wird eines der wichtigsten Codewörter der Menschheitsgeschichte herausgearbeitet.

Die Oper beginnt mit einer chinesisch klingenden Melodie. Im Verlauf werden die Auftritte der einzelnen Figuren mit (seinerzeit in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts) beliebten Tänzen begleitet, z.B. Charleston. Das Orchester ist groß und klangfarbenstark besetzt. Die Meisterschaft Ravels im instrumentieren und arrangieren kommt hier sehr viel deutlicher zum Vorschein als in den Orchesterwerken.

Die Aufnahme mit Ansermet ist eine der frühesten Strereo-Aufnahmen der Decca überhaupt. Damals dürften sie noch in einer Experimentierphase gewesen sein. Die Neuveröffentlichung von Speakers Corner Records bringt die volle Ladung Dynamik und Tiefbass in die Rille, dagegen klingt meine SDD-Pressung (seihe unten) recht zahm. Es ist meine persönliche Nr. 1 der Audiophilen Klassik-LP überhaupt. Die Musik voller Farbe und Spielfreude tut ein übriges.

Wem diese Oper gefällt mag sich auch die andere Ravel-Oper "Die spanische Stunde" anhören und sich allgemein durch Ravel und Debussy hören.


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Die obrige Aufnahme wurde später von der Decca in der preisreduzierten Serie "Are of Diamonds" SDD 168 wiederveröffentlicht. Mitte: Aufnahme mit Loren Maazel auf Deutsche Grammophon 138 675. Rechts: ETERNA 8 26 341 (1973) aus der DDR in deutscher Sprache.


Wagner "Siegfried"



SiegfriedSolti

Richard Wagner
Siegfried

Wolfgang Windgassen (Siegfried); Hans Hotter; Birgit Nilson;
Gerhard Stolze (Mime); Gustav Neidlinger; Kurt Böhme; Marga Höffgen;
und Joan Sutherland (als Waldvögelchen)
Wiener Philharmoniker
Leitung: Georg Solti

Aufgenommen Mai und Herbst 1962 im Sofiensaal Wien
Produktion: John Culshaw
Aufnahme: Gordon Parry, James Brown

LONDON OSA 1508 (5-LP Kassette)
oder
DECCA SET 242-46 (5-LP Kassette)

Eine Einführung in das Thema Oper ohne Wagner geht nicht. Also muß eine Wagner Oper hier vertreten sein. Eine Wagner Oper ist von der durchschnittlichen Spielzeit deutlich länger als eine "normale" Oper, sie ist also ein dicker Brocken. Die aus dem Zeitalter der Romantik stammenden, immer in einer phantasievollen Sagenwelt spielenden Opern, beinhalten oft lange im Detail schwer verfolgbare Monologe. Die "Leitmotive" begleiten musikalisch die auftretenden Charaktere. Im Text selbst war Wagner niemals um exotische Wortschöpfungen verlegen. Und wer Anregungen zur Benennung seines Nachwuchses sucht kann hier ebenfalls Erstaunliches finden.

Die größte Schöpfung Wagners ist der "Ring", welcher aus vier einzelnen Opern besteht, dem Rheingold, der Walküre, Siegfried und der Götterdämmerung. Die Decca-Aufnahme mit George Solti und den Wiener Philharmonikern zählt zu den bekanntesten Opernaufnahmen überhaupt. Bei Musikliebhabern und Audiophilen gleichermaßen. "Siegfried" steht hier stellvertretend für Wagner und den Ring. Die Gesamthandlung des Ringes insgesamt ist übrigens sehr komplex und vielschichtig interpretierbar.

Mime und Siegfried tragen am Anfang eine Art Vater und Sohn Konflikt aus. Siegfried ist eben auch ganz schön naiv und nicht nur der Superheld, wie auf dem Cover abgebildet. Mime der Schmied bekommt vor lauter Weisheit das Schwert Notung nicht zusammengeflickt. Siegfried hingegen kennt das Fürchten nicht. Mime macht ihn heiss auf den Riesenwurm Faffner in der Neidhöhle, da könne er das fürchten lehren. Dafür brauchte er allerdings das Schwert, was Mime nicht zusammenbekommt. Superhelden schmieden ihre Schwerter selber. Dann geht es ab in den Wald.

Im zweiten Akt kommen Pauken hinzu um die bedrohliche Grundstimmung zu unterstreichen. Man befindet sich vor Faffners Höhle. Mime hat Siegfried hierher geführt. Siegfried hat genug von dem alten Zausen und geht in den Wald. Dort überlegt er wie wohl seine Mutter aussah und hört einem Vögelchen zu. Als er dem Vogel auf dem Horn eine Waldweise vorspielen will erwacht der Riese Faffner. Doch Siegfried fürchtet sich aber nicht.

Diese Opern sind mit einer ungeheuren Dynamik auf Schallplatte festgehalten, sie verleiht der musikalischen Dramaturgie den richtigen Nachdruck. Während leise Passagen klar und gut verständlich sind, rumst es bei Bedarf ganz ordentlich. Dabei besteht auch hier eine klare Bühne mit Tiefe, kein Sänger klebt an seiner Stelle fest oder wird unnatürlich nach vorne gerückt. Die Besetzung der Sänger ist herausragend, die charakteristische Stimme von Gerhard Stolze paßt hervorragend zu dem Character Mime.

Wem "Siegfried" gefällt, der kann sich weiter durch den Ring hören oder andere Wagner Opern probieren, z.B. "Tristan" mit Solti u.a.


Puccini "La Boheme"



LaBohemeDecca

Giacomo Puccini (Libretto: G. Giacosa, L. Illiaca nach H. Murger)
La Boheme

Renata Tebaldi (Mimi); Gianna d´Angelo; Carlo Bergonzi (Rudolfo);
Ettore Bastianini; Renato Cesari; Cesare Siepi; Piero di Palma;
Fernando Corena; Attilio d´Orazi
Chor und Orchester der Akademie Santa Cecilia, Rom
Leitung: Tullio Serafin

Aufgenommen August 1959 Santa Cecilia Rom
Produktion: Eric Smith
Aufnahme: Roy Wallace

DECCA SXL 2170/71 (2-LP Kassette)
oder
LONDON OSA 1208 (2-LP Kassette)

Diese Oper steht hier für Puccini und die italienische Oper allgemein. Puccini hat mehrere sehr bekannte Opern komponiert, neben La Boheme ist Tosca, Madame Butterfly und Turandot zu nennen. Diese Opern werden in der Regel auf italienisch gesungen, so das die Handlungen für den Hörer schwer nachzuvollziehen sind. Dennoch sind sie schön anzuhören, ein Verständnis der Handlung ist also nicht zwingend erforderlich. La Boheme ist übrigens 1896 uraufgeführt worden, also noch recht jung und fast schon modern.

Im Gegensatz zu Puccini selbst sind die Hauptprotagonisten seiner Oper brotlose Künstler, die ihre Kunst am Heiligabend im Ofen verheizen müssen, um nicht zu frieren. Rudolf ist Dichter und Marcello Maler, beide sind Mieter einer Mansardenwohnung in Paris. Als Rudolfo einen Moment alleine ist klopft es zufälligerweise an seiner Wohnungstür. Mimi bittet um Feuer für ihre Kerze. Die Zugluft macht erstmal alle Kerzen aus und in der Dunkelheit kommt man sich näher. Höhepunkt der Szene und der ganzen Oper ist die Arie "Wie eiskalt ist dies Händchen" von Rudolfo.

Anschliessend wird in der City gefeiert, ein Opernchor ist auch da. Break. Knapp drei Monate später ist alles anders, Rudolf und Mimi sind nicht mehr wirklich zusammen und dennoch begegnen sie sich. Mimi hustet. Handlungstechnisch gibt es somit eine wichtige Parallele zu Thomas Manns Zauberberg.


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Giacomo Puccini (Libretto: G. Giacosa, L. Illiaca nach H. Murger)
La Boheme (auf Deutsch, Übersetzung: Ludwig Hartmann)

Sándor Kónya; Horst Günter; Dietrich Fischer-Dieskau; Klaus Bertram;
Fritz Ollendorf; Pilar Lorengar (Mimi); Rita Streich; Franz Strauch u.a.
Kinderchor der Komischen Oper Berlin; Chor der Staatsoper Berlin;
Staatskapelle Berlin
Leitung: Alberto Erede

ca. 1960/61

Deutsche Grammophon Gesellschaft
SLPM 138 720/721 (2-LP Kassette)

Die Deutsche Grammophon Gesellschaft hat Anfang der 60er Jahre einige Opern in Deutscher Sprache produziert. Häufig finden sich die sogenannten Querschnitte aus diesen Produktionen, also Zusammenfassungen auf einer einzelnen LP. Diese hat die Deutsche Grammophon seinerzeit sogar preisreduziert angeboten. Schallplatten deren Bestellnummer mit 136 beginnt kosteten 21 D-Mark, die mit 138 kosteten 25 D-Mark. Ein Set mit 2-LP wie das obrige kostete also 50 D-Mark. Die Gesamtaufnahmen sind seltener zu finden, aber praktisch nie teuer.

Hier wurde mit Alberto Erede sogar ein italienischer Dirigent verpflichtet. Auch klangtechnisch kann sich die Deutsche Grammophon durchaus hören lassen. Diese alten Produktionen bieten eine halbwegs natürliche Bühnendarstellung auch mit Klangeffekten aus der Tiefe. Offensichtlich hat man hier noch nicht großartig mit einem Mischpult gearbeitet.

Die Aufnahme in deutscher Sprache ist hilfreich um sich in die Handlung der Oper hineinzuhören. Leider ist die deutsche Sprache doch etwas weniger fliessend als Italienisch. Das schlägt sich leider etwas im Fluss der Musik nieder, ist aber wohl prinzipbedingt.

Wer diese Oper gerne hört findet einige andere Puccini-Opern wie "Madame Butterfly", "Tosca" oder "Turandot". Dann gibt es noch Verdi, z.B. "Aida" u.a.


J. Strauss "Die Fledermaus"




FledermausGala

Johann Strauss
Die Fledermaus (Gala Performance)

Hilde Gueden; Erica Koch; Regina Reinig; Giuseppe Zampieri;
Waldemar Kmentt; Walter Berry; Eberhard Waechter; Erich Kunz; Peter Klein
Wiener Staatsopernchor; Wiener Philharmoniker
Leitung: Herbert von Karajan

Gäste auf Prinz Orlofskys Gala Ball:
Jussi Björnling (Tenor); Leontyne Price (Sopran); Ljuba Welitsch (Sopran);
Birgit Nilsson (Sopran); Giulietta Simionato (Mezzo-Soprano); Ettore Bastianini (Bariton)
und fünf weitere Gäste
Renata Tebaldi, Teresa Berganza, Mario del Monaco, Jussi Bjoerling und Fernando Corena
(Letztere in separaten Sessions aufgenommen)

Aufgenommen Juni 1960 Sofiensaal Wien
Produktion: John Culshaw, Christopher Raeburn und Eric Smith
Stereoaufnahme: James Brown

LONDON OSA 1319 (3-LP Kassette)
oder
DECCA SET 201-3 (3-LP Kassette)

Eine Operette ist eine "kleine Oper", Kennzeichen ist eine eher seichte Handlung und seichte Musik. Die Musik des Walzerkönigs Johann Strauss war also wie geschaffen für Operetten und die Fledermaus ist die Bekannteste von ihm. Neben der Ouvertüre sind viele musikalische Themen durchaus Bekannt.

Im Zentrum der Handlung steht eine Party beim Prinzen Olowksy im zweiten Akt. Herr von Eisenstein sollte eigentlich im Gefängnis sein, ist aber auf der Party. Da er im Gefängis wäre hätte auch das Zimmermädchen nicht frei bekommen. Nun muß es aber seine kranke, arme, alte Tante besuchen. Eine Künstlerin Olga ist auf der Party. Herr von Eisenstein verwechselt sie mit seinem Zimmermädchen. Auch anwesend ist der Gefängnisdirektor, welcher von Eisenstein zuvor eigenhändig inhaftiert hatte. Wie es dazu kam beschreibt der erste Akt.

Die Orlowskysche Party wird in dieser Schallplattenproduktion zur Gala Performance. Während die Fledermaus sonst auf zwei LP paßt, findet sich hier eine quasi zusätzliche LP mit Auftritten internationaler Opernstars eben auf jener Party. Die Stücke sind nicht nur Opernarien und mit wechselndem Instrumentarium begleitet. Neben dem ohnehin vorhandenen Wiener Charme kommt hier der internationale Schmelz der späten 50er Jahre hinzu. Die Gala-Performance ist Abwechslungsreich gestaltet.

Meanwhile in the kitchen: Gefängniswerter Frosch torkelt angeheitert durch das fast leere Gefängnis und kommentiert die gesanglichen Darbietungen des einzigen Insassen auf Wienerisch. In einer Sprechszene ohne Musikbegleitung. Von der Party sind mittlerweile (3. Akt) alle eben nicht nach Hause gegangen, sondern besuchen den Herrn Frosch an seinem Arbeitsplatz.

Bei der Produktion dieser Platte hat die Decca ordentlich Aufwand betrieben. Die typische Akustik des Sofiensaales ist hier schön zu hören. Für mich war der Sofiensaal der erste Aufnahmeort, den ich zuverlässig auf Schallplatten Wiedererkennen konnte. Es geht also nicht nur um gute räumliche Aufnahmen, sondern um einen konkreten Raum.

Wem die Fledermaus gefällt kann sich weiter durch das Werk von Johann Strauss hören. Alternative: Lehar "Die Lustige Witwe" (Decca SXL 2022/23, 1958/59)


Britten "A Midsummernights Dream"



MidsummerBritten

Benjamin Britten
A Midsummer Nights Dream

Alfred Deller; Elizabeth Harwood; Stephan Terry; John Shirley-Quirk;
Helen Watts; Peter Pears; Thomas Hensley; Josephine Vesaey;
Helen Harper; Owen Brannigan; Robert Tear u.a.
London Symphony Orchestra
Leitung: Benjamin Britten

Aufgenommen im Herbst 1966 in der Walthamstow Assembly Hall
Produktion: John Culshaw, John Mordler
Aufnahme: Gordon Parry, James Brown und James Lock

DECCA SET 338-40 (3-LP Kassette)
oder
LONDON OSA 1385 (3-LP Kassette)

Benjamin Britten hat viele Opern komponiert. Meisterhaft in der Verwendung von Stimme und deren Instrumentierung entführen die Britten-Opern den Hörer in ihre eigene Klangwelten. Sie tragen den akustischen Britten-Stempel so wie sonst Wagner Opern nach Wagner und Puccini nach Puccini klingt. Der Midsommernachtstraum nach Shakespeare entführt den Hörer in eine ganz besondere Britten-Klangwelt.

Dem Cover entsprechend spielt die Handlung in einem Wald und zwar in sagenhafter Zeit. Feen treten auf, allen voran deren Königspaar, Oberon und Tytania. Nun gibt es einen Saft, der dafür sorgt, das derjenige der ihn ins Auge bekommt, sich in den ersten Partner verliebt, den man zu sehen bekommt. Da sind auch ein paar Theaterleute am proben. Einer bekommt einen Eselskopf gezaubert. Wie der Zufall so spielt ist er der erste, der gesehen wird.

Oberon wird von einem Countertenor gesungen. Der Bote Puck, welcher eine Art Erzählerfunktion hat wird von Trommel und Trompete begleitet. In der Feenwelt spielen die Streicher besondere unerhörte Figuren, der Feenchor ist von Kindern gesungen. Harfe und Celesta spielen bei dem exotischen Klangcocktail eine wichtige Rolle.

Diese Oper kann man auch sehr gut hören, wenn man die Handlung gar nicht verfolgt. In das zauberhafte Verwirrspiel sind letztendlich so viele Charaktere verwickelt, das die Handlung auch nicht so einfach zu verfolgen ist. Aufgrund des zauberhaften Klangcharacters kann man das Werk einfach so weghören. Die Oper ist zwar 1960 uraufgeführt und in vielen Aspekten durchaus modern, aber sie ist nicht unharmonisch oder unanhörbar für Menschen, welche sonst mit moderneren Kompositionen nichts anfangen können.

Wie bei den anderen Decca-Produktionen auch ist die Klangqualität außerordentlich.

Wem diese Oper gefällt, mag sich weiter durch das Werk von Benjamin Britten hören


Mozart "Die Zauberflöte" (Schikaneder)



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Wolfgang Amadeus Mozart (Schikaneder)
Die Zauberflöte

Gottlob Frick (Sarastro); Nicolai Gedda (Tamino); Franz Crass (Sprecher);
Gerhard Unger (1. Priester); Lucia Popp (Königin); Gundula Janowitz (Pamina);
Elisabeth Schwarzkopf (1. Dame) Christa Ludwig (2. Dame); Marga Höffgen
(3. Dame); Walter Berry (Papageno)
Der Philharmonia Chor London; Chorleiter: Pitz
Das Philharmonia Orchester London
Leitung: Otto Klemperer

Produzent: Suvi Raj Grubb


EMI/Electrola ANGEL-SERIES
SAN 137/138/139 (W) (3-LP Kassette)

In einem wie diesem hier darf natürlich eine Mozartoper nicht fehlen. Auch für mich hätte das ein Einstieg sein können: In der Grundschule mußte ich eine Aufführung im Staatstheater miterleben welche sich im Nachhinein komplett aus meiner Erinnerung gelöscht hat. Angeblich macht Mozart bereits ungeborene Kinder schlau und Kühe geben mehr Milch.

Die Handlung dieser Märchenoper läßt sich in vielerlei weise auf verschiedenen Ebenen interpretieren. Darin mag auch der große Erfolg dieser Oper liegen. Man könnte sagen die Königin der Nacht und der Sarastro sind die Mächte, die hier eine Art latent kriegerischen Konflikt austragen. Dann geht es aber natürlich auch um Liebe und die Partnerfindung. Hier muß die Pamina, Tochter der Königin der Nacht, erst einmal befreit werden. Der Vogelmensch Papageno hilft dabei mit einem Glockenspiel, wenn die Zauberflöte nicht mehr ausreicht. Papageno hat vor allem das andere Geschlecht im Sinn und trifft im Verlauf auf Papagena. Die musikalische Ausgestaltung dieses Treffens ist etwa speziell gestaltet.

Der Dirigent Otto Klemperer, welcher nach seinem Exil über verschiedene Stationen Chefdirigent des Philharmonie Orchesters wurde ist ein besonderer Dirigent, dessen Schallplatten auch unter Kennern und Sammlern besonders begehrt sind. Das Besondere kommt aus der Struktur der Musik, Klemperer betont, soweit ich es mit Worten beschreiben kann, die Pausen zwischen den Tönen. Das macht auch etwas mit der Aufmerksamkeit des Hörers, die so mehr auf die Musik fixiert wird. Auch bei einer Opernaufnahme ist es, z.B. im Vergleich zu Karl Böhms Aufnahme, deutlich zu hören.

Das Philharmonia Orchestra war seinerzeit ein reines Schallplattenorchester, welches der Schallplattenproduzent Walter Legge gegründet hatte. Als dieser sich mit der EMI überwarf und sich aus dem Geschäft zurückzog mußte kurzfristig sein Assistent Suvi Jaj Grubb die Produktion übernehmen. Dieser startete hiermit seine eigene Karriere als Produzent. Wer sich mehr dafür interessiert kann die Umstände dieser Produktion und noch vieles mehr über Klassik-Schallplatten in seiner Autobiografie nachlesen.

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Wolfgang Amadeus Mozart (Schikaneder)
Die Zauberflöte

Franz Crass (Sarastro); Roberta Peters (Königin der Nacht); Evelyn Lear (Pamina);
Fritz Wunderlich (Pamino); Dietrich Fischer-Dieskau (Papageno);
Lisa Otto (Papagena); Hans Hotter (Sprecher);
Berliner Philharmoniker; RIAS Kammerchor;
Leitung: Karl Böhm

Produktion: Otto Gerdes
Aufnahmeleiter: Wolfgang Lohse
Toningeneur: Günther Hermanns

Deutsche Grammophon Gesellschaft
SKL 181/183 (3-LP Kassette, 1964)

Während die Zauberflöte mit Otto Klemperer eine Rarität auf dem Gebrauchtmarkt für Schallplatten in Deutschland ist, so findet sich eine Aufnahme mit Karl Böhm deutlich häufiger. Nicht die in der berühmten Decca-SXL Serie, welche es auch gibt, nein, die auf Deutsche Grammophon wurde gut verkauft.

Diese Aufnahme enthält im Gegensatz zu der mit Otto Klemperer auch die Sprechszenen der Oper, welche zum Verfolgen der Handlung durchaus hilfreich sind.

Böhm selbst war spezialisiert auf Mozart, Richard Strauss (und Wagner). Die meisten Opernaufnahmen dieser Komponisten im Katalog der Deutschen Grammophon stammen von ihm.

Wer gefallen an Mozartopern findet, findet jede Menge Material zum weiterhören, oft allerdings in italienischer Sprache.




Die auf dieser Seite abgebildeten Plattencover dienen der Illustration,
Die auf ihnen enthaltenen Markenzeichen gehören ihren jeweiligen Eigentümern


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