10 Klassik LP für Einsteiger



Vorweg: Ich habe gar keine Ahnung von sog. klassischer Musik, ich bin nur seit langem interessierter Hörer.

Professionell würde ich mich mit Musik ebensowenig wie mit HiFi beschäftigen wollen. Einen ganzen Stapel Aufnahmen hören zu müssen um darüber zu schreiben, zu einem bestimmten Termin fertig sein u.s.w., das würde mit den Spass gründlich verderben. Diese Seite ist also völlig amateurhaft und subjektiv gestaltet. Diese Seite ist nur ein unverbindliches Angebot für Sie, einfach weil ich immer wieder nach genau diesem Thema gefragt werde.

Ein weiterer Aspekt ist das Warum? Also warum klassische Musik hören? Ein häufig genanntes Motiv bei HiFi-Freunden ist es, die Anlage klanglich auszureizen. Natürliche Instrumente die in einem natürlichen Raum möglichst natürlich aufgenommen wurden, was insbesondere für Aufnahmen aus der Zeit der frühen Stereophonie bis in die erste Hälfte der 60er Jahre zutrifft. Es gibt nur ein kleines Problem bei diesem Vorhaben: Ein Hörer hört sich freiwillig auf Dauer auch nur das an, was er gerne hört. Wenn ich mich zwinge etwas zu hören was mir nicht gefällt, nur weil es gut klingt, entsteht daraus keine Glückseeligkeit.

Schonmal etwas besser ist Neugier. Man ist älter geworden und möchte es nun wissen.


Wie fängt man nun an?


Als erstes sollte man sich klar machen, das es die klassische Musik so nicht gibt. Die Klassik ist nur eine Epoche in der Geschichte der ernsten Musik, die "Wiener Klassik" mit Mozart, Haydn und Beethoven als bekannte Komponisten. Alles vor der Klassik bezeichnet man als "Alte Musik". die Phase vor der Klassik war der Barock mit Bach und Händel als herausragende Komponisten, davor war die Renaissance und davor war das Mittelalter. Ursprung der abendlichen Kunstmusik ist der gregorianische Choral.

Nach der Klassik kam die Romantik als knapp 100 Jahre währende Epoche. Ein Großteil der heute gehörten Ernsten Musik ist romantisch. Beginnend mit Schubert, Mendelssohn, Brahms, Tschaikowsky. Das Ende der Romantik die Spätromantik zieht sich weit ins 20. Jahrhundert hinein, Mahler, Schoenberg oder Richard Strauss gestalteten den Übergang zur Moderne fliessend. Neo-Klassizismus ist übrigens wenn moderne Komponisten Musik komponieren, die wie klassische Musik klingt.

In der Moderne, der "Neuen Musik", zerfaserte die Musik in viele verschiedene, zeitgleich existierende Richtungen. Impressionistisch, Expressionistisch, 12-tönig, zufällig u.s.w. Verschiedene Komponisten durchkreuzten in ihrem Leben verschiedene Musikstile wie z.B. Igor Strawinsky. Oder sie entwickelten den spätromantischen Stil über Zwischenschritte in etwas Modernes.

Und dann gibt es neben dem meist großen Symphonien die klein besetzte Kammermusik. Konzerte von Soloinstrumenten wie Violine, Cello oder Klavier mit Orchesterbegleitung. Es gibt Orchesterstücke mit Sologesang, mit Chor oder alles zusammen. Und dann gibt es Messen, Oratorien und ähnliche geistliche Musik. Und es gibt Opern.

Diese Seite soll anregen sich möglichst viele verschiedene Sachen anzuhören um eben herauszufinden was man gerne hört. Die vorgestellten Titel und Platten dienen hierbei als Hilfsmittel um etwas über Musik, Musikhören und Schallplatten zu erzählen. Wer spielt da? Wenn es gefällt, was könnte man noch hören?


Systemematisches Kennenlernen


Anhand von Violinenkonzerten kann man sich hervorragend in die verschiedenen Komponisten einhören. Fast jeder (seit Bach) hat ein solches Konzert geschrieben. Diese Erkenntnis verdanke ich wiederum einem anderen erfahrenen Musikhörer. Also wenn ich mir nur alle greifbaren Violinenkonzerte anhöre bekomme ich einen guten Überblick.

Wenn mir ein Violinenkonzert besonders gut gefällt, dann kann ich mir verschiedene Einspielungen mit verschiedenen Violinisten besorgen und mich in die verschiedenen Interpretationen vertiefen. Dadurch kann ich herausfinden, welcher Interpret mir wiederum besonders gut gefällt oder welcher nicht.

Durch verschiedene Interpretationen werden jeweils verschiedene Aspekte eines Werkes betont, so das verschiedene Interpretationen das Verständnis der Musik verbessern. Letztendlich ist es völlig egal ob Heifetz oder Oistrach besser spielt, allein der Begriff "besser" gehört daher schon in Anführungszeichen gesetzt. Die bevorzugte Interpretation eines Werkes kann im Laufe der Zeit auch wechseln. Da ich nur aus Lust am Musikhören Musik höre reicht es so völlig aus, ich muß mich nicht hinsetzen und professionell mit der Partitur in der Hand, Kritik betreiben. Genauso egal ist letzendlich auch, ob sich ein schattierter Hund oder ein Auge auf einem Schallplattenlabel befindet. Letztendlich sind die Aufnahmen aus der goldenen Ära der Schallplatte so alt das sie, genauso wie die Schallplatte, nicht mit aktuellen Entwicklungen mehr konkurrieren müssen.

Das Vorgehen welches hier mit Violinenkonzerten beschrieben wurde geht natürlich auch mit Cellokonzerten oder Klavierkonzerten, mit Sinfonien, mit Baletten oder mit Messen. Orchester, Dirigenten und Chöre stehen zur Auswahl. Einzelne Hörer mit besonders langen Ohren können sogar Produzenten und Toningeneure heraushören.


Gewohnheiten reflektieren


Verglichen mit anderen Kunstformen hat Musik besondere Eigenschaften: Sie hängt nicht an der Wand und steht nicht auf einem Sockel. D.h. um ein Bild anzuschauen kann ich und wieder weggehen wie ich es grade Lustig finde. Das geht mit Musik nicht, Musik findet eher in der Zeit statt, statt im Raum. Somit erfordert Musik ein bei-der-Sache-bleiben. Nicht gleich aufstehen und wegrennen wenn man etwas nicht versteht. Denn Verstehen ist hier auch Gewöhnen.

Ernste Musik ist etwas anderes als Pop- oder Jazzmusik. Dort ist in der Regel der Rhythmus dominierend und die musikalischen Themen im Pop sind i.d.R. einfach und wiederholen sich ständig. Das wird im Jazz mit Improvisationen schon schwieriger, der Hörer benötigt mehr Aufmerksamkeit um zu folgen. Das ist bei ernster Musik auch so, die melodische Struktur wird komplexer und die Werke sind länger.

Rhythmus hat direkte körperliche Auswirkungen, mit rhythmischen Musik kann z.b. ein Sportler noch mehr Leistung auf dem Laufband mobilisieren. Das Laufen kann sich auf den Rhythmus synchronisieren. Diese direkte Wirkung fällt bei der ernsten Musik weg. Die Folge: mehr Aufmerksamkeit wird vom Hörer zum Hören benötigt.

Was bedeutet das praktisch: Man sollte sich eine Aufnahme schon mehrere Male anhören bevor man sie zur Seite legt. Da sich der Musikgeschmack im Laufe der Zeit ändert kann es auch sein, das man in ein paar Jahren eine Aufnahme auf einmal viel Besser findet als früher. Grade als Einsteiger der beginnt, sich klassische Musik anzuhören benötigt man etwas Ausdauer um wirklich auch hinein zu kommen. Dazu gehört auf jeden Fall, sich in die verschiedenen Arten dieser Musik einzuhören, insbesondere auch in modernere Werke, in Kammermusik und in Vokalwerke wie Messen oder Opern.


Die 10 Schallplatten


Ich habe nicht geschrieben, das es sinnvoll ist, sich möglichst audiophile Kracher zu besorgen um seine Anlage damit probezuhören. Das ich audiophile Nachpressungen empfehle liegt eben an deren Verfügbarkeit zum Neukauf, nicht daran das ich automatisch die Interpretation darauf für "am Besten" halte. Viele interessante Platten gibt es ohnehin nur gebraucht. Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte wird sich zwangsläufig eines Tages mit gebrauchten Platten beschäftigen müssen.

Grundsätzlich habe ich bei den hier aufgelisteten Platten für Einsteiger auf die Verfügbarkeit am Markt, entweder als gute Nachpressung oder Gebrauchtware, geachtet. Es sind keine exotischen Empfehlungen. Cover können bei Gebrauchtware anders aussehen, z.B. weil es Wiederveröffentlichungen in anderen Serien oder anderen Ländern gab.



Bach "Brandenburgische Konzerte"



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Johann Sebastian Bach
6 Brandenburgische Konzerte

Wolfgang Schneiderhan, Adolf Scherbaum, Hans-Martin Linde,
Aurele Nicolet, Ulrich Koch, Claude Staeck u.a.
Festival Strings Lucerne
Leitung: Rudolf Baumgartner

Aufgenommen in der Neumünster-Kirche Zürich 1959/60
Produktion: Dr. Hans Hickmann / Hans Ritter
Aufnahmeleitung Harald Baudis / Gerhard Henjes

ARCHIV Produktion
198 142/43 (2-LP Kassette)
198 242/43 (Einzel-LP)



Im Barock entwickelte sich der Vorläufer der späteren Instrumentalkonzerte, das "Concerto Grosso". Hier spielen verschiedene Instrumente zusammen mit einer Art Grundbegleitung, dem Continuo mit Cembalo und Cello.
Die Interpreten sind oft auf alte Musik spezialisierte Ensembles. Es sind also kleinere Gruppen am Werke, auch wenn es Schallplattenaufnahmen mit großen Orchestern wie den Berliner Philharmonikern gibt. Rein zeitlich gesehen ist es die älteste Musik, welche in diesem Artikel beschrieben wird, eben "alte Musik".

Es gibt insgesamt sechs brandenburgische Konzerte, diese wurden wie damals üblich von Bach für einen Adeligen so zusammengestellt. Jedes dieser Konzerte stellt andere Soloinstrumente in den Vordergrund. Neben Violinen kommen auch Oboen, Hörner, Fagotte oder Blockflöten zum Einsatz. Die Besetzung wechselt zwischen den Konzerten.

Es gibt hier sehr viele schöne und eingängige musikalische Themen zu hören, andererseits ist man etwas Abseits des Standard klassik-Repertoires. Daher gibt es bis jetzt auch keine "audiophile" Nachpressung einer Aufnahme. Schallplattenaufnahmen gibt es in unterschiedlichen Zusammenstellungen, alle sechs Konzerte benötigen ein Doppelalbum.

Das Label "Archiv Produktion" ist ein Label der Deutschen Grammophon Gesellschaft für Alte Musik. Die englische Plattenfirma Decca nutze Label wie "L´Oyseau Lyre" für alte Musik. Wer also auf den Decca Klang steht schaut nach der Aufnahme mit Thurston Dart auf diesem Label. In Deutschland erschien diese wiederum in der Reihe "Das alte Werk" bei TelDec, der Telefunken-Decca (s.u.).

Es gibt Unmengen Aufnahmen dieser Konzerte. Mit Originalinstrumenten oder mit modernen Instrumenten, mit kleinem Ensemble oder großem Orchester. Auch wenn der Zeitgeist die vermeindlich richtige Interpretation auf seiner Seite wähnt gilt für den Hörer erst einmal: Erlaubt ist was gefällt. Erstmal überhaupt hören, bei Gefallen kann jeder für sich in die Feinheiten gehen und nach seiner Lieblingsversion suchen.

Wer insbesondere Gefallen an dieser Musik findet kann sich weiter durch das Werk Bachs hindurch hören und sich auch mit den Komponisten Händel ("Concierto Grosso") oder Telemann ("Tafelmusik") befassen.

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1950 gab es ein Bach Festival in Prades mit Pablo Casals, insgesamt erschienen dort aufgenommen 10 Schallplatten mit Werken von Bach bei Columbia Masterworks in den USA (das sind Raritäten). In den 60er Jahren erfolgte die Stereo-Aufnahme aller 6 brandenburgischen Konzerte durch Casals (Mitte).



Beethoven "5. Sinfonie"


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Ludwig van Beethoven
Symphonie Nr. 5 c-moll op. 67

Berliner Philharmoniker
Dirigent: Herbert von Karajan

Aufnahmeleitung: Otto Gerdes
Toningeneur: Günther Hermanns

Deutsche Grammophon Ges. 138 804 SLPM

Oder eine Beethoven Sinfonie geht es nicht. Hier könnte im Grunde auch eine andere Beethoven Sinfonie stehen. die 5. habe ich gewählt weil sie kurz und sehr prägnant ist. Hier gibt es ebenfalls Unmengen Interpretationen und Spezialitäten.

Karajan gibt es für einen Euro auf jedem Flohmarkt, er liefert einen schönen Orchesterklang der von der Deutschen Grammophon erfreulicherweise auf zwei Plattenseiten verteilt wurde ohne das die Platte mit weiteren Stücken vollgequetscht wurde. Karajans Toningenieur Hermanns hat hier eine Tonqualität aufgezeichnet welche auf höchstem Niveau liegt. Allerdings gilt hier: Je neuer die Pressung umso weniger Dynamik und umso schlechter der Klang. Die alten Platten mit dem Tulpenkranz auf dem Label und rot unterlegtem Stereologo stellen sicher zufrieden.

Der Knall kommt bei Übergang vom dritten zum vierten Satz. Bis dahin darf man warten bis es endlich richtig losgeht, vorher baut Beethoven vor allem Spannung auf und nimmt einige Umwege, um diese zu entladen. Je nachdem wie viel Lust man als Hörer auf dieses Spiel hat kann man eben auch mit Seite Zwei anfangen. Die zweite Seite auflegen, Lautstärkeregler großzügig aufdrehen und fasten your seatbelts.

Musikalisch gibt es wesentlich feinsinnigere Interpretationen, z.B. von Carlos Kleiber. Da muß man schon großes Glück haben um ein Exemplar zu finden. Hermann Scherchen ist bekannt dafür, das Tempo der Beethoven Sinfonien genau eingehalten zu haben und ist noch seltener zu finden. Eine weitere berühmte Version mit Otto Klemperer. Nach meinen Erfahrungen hat man sich Beethoven satt gehört bevor man auch nur halbwegs alle wichtigen Einspielungen durchgehört hat.

Für romantisch geprägte Interpretationen ist der Dirigent Bruno Walter bekannt. Von der LP mit der 4. und 5. Sinfonie auf Columbia Masterworks gibt es derzeit eine Nachpressung durch Speakers Corner Records. Das dort spielende Columbia Symphony Orchestra ist wie Klempereres Philharmonia Orchestra seinerzeit ein reines Schallplattenorchester gewesen, d.h. es war nur für Schallplattenaufnahmen da. Beide Orchester spielten auf höchstem Niveau.

Wem dieses Werk gefällt kann sich weiter in Beethovens Werk hinein hören (z.B. Kreutzer-Sonate, Konzerte, 9. Sinfonie) und andere Sinfonien von Mozart, Haydn, Mendelssohn, Schubert, Brahms und Bruckner so wie von Dvorak probieren.



Schubert "Forellenquintett"


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Franz Schubert
Forellenquintett

Rudolf Serkin (Klavier); Jaime Laredo (Violine); Philipp Nägele (Viola);
Leslie Parnas (Cello); Julius Levine (Kontrabaß)

Marlboro Music Festival 1967

Produktion: Thomas Frost
Toningeneur: Edward T. Graham, John Guerriere

Columbia Masterworks MS 7067

Reissue durch Speakers Corner Records

Das Forellenquintett ist einfach nur schön, klassisch und sehr melodisch. Die Besetzung ist für Kammermusik etwas ungewöhnlich. Zwar gibt es Klavierquintette von verschiedenen Komponisten, aber Schubert hat hier glatt einen Kontrabass mit eingebaut. Es spielen also Violine, Viola, Cello, Kontrabass und ein Klavier. Im Ergebnis wäre das Ganze "Vollmundig im Geschmack" wenn der Klang ein Getränk wäre.

Klavier und Streichquartett können sich schön musikalische Themen zuspielen. Da Frühromantisch entstanden gibt es in dem Werk keine plötzlichen Stilbrüche oder Überraschungen. Das Forellenthema selbst kommt erst kurz vor dem Finale. "Die Forelle" gab es auch als Lied mit Klavierbegleitung, das war sozusagen die Single-Auskopplung eines Top-Hits. In der Kammermusik gibt es genauso wie bei Symphonien oder Konzerten bekannte und eingängige Werke wie dieses hier.

Je nach Einspielung geht es mehr oder weniger vornehm oder rhythmisch zur Sache. Oben gezeigte Platte ist eher rhythmisch betont. Hier ist auch der Kontrabass besonders gut zu hören, wodurch das Werk zugänglicher wird. Ebenfalls stimmt hier auch die Balance zwischen Klavier und Streichern, was leider bei Klavierquintetten auch nicht selbstverständlich ist. Praktisch alle mir bekannten Aufnahmen, welche Columbia Masterworks in den 60er Jahren beim Marlboro Music Festival machte sind derart gut gelungen, das ich sie mir gerne anhöre.

Ach ja, falls Sie eine alt europäische Pressung von dieser Platte finden: Es steht "CBS" auf dem Label, denn der Markenname "Columbia" gehörte in Europa seinerzeit der EMI. Columbia Masterworks ist eine amerikanische Firma. Bevor es in den frühen 60er Jahren in Europa "CBS" gab erschienen die Platten unter dem "Philips" Label.

Wem dieses Werk gefällt kann sich weiter in Schuberts Werk hinein hören (z.B. "Der Tod und das Mädchen", Winterreise, Sinfonien) und andere Kammermusik von Mozart, Haydn, Beethoven, Brahms, Dvorak und andere probieren.

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Wienerischer Schmelz mit den Mitgliedern des Wiener Oktetts welches letztendlich aus den Stimmführern der Wiener Philharmoniker bestand. Die Stereoversion aufgenommen 1957 (rechts) DECCA SXL 2110 wurde durch Speakers Corner Records neu aufgelegt. Diese Platte ist auch sehr empfehlenswert.



Tschaikowsky "Violinenkonzert"


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Peter Tschaikowski
Konzert für Violine und Orchester in D op. 35

Jascha Heifetz (Violine)
Chicago Symphony Orchestra
Dirigent: Fritz Reiner

RCA-Victor RED SEAL LSC-2129

Reissue durch Analogue Productions


Es gibt einige große Violinenkonzerte. Die Violine steht hier konzertierend vor dem Orchester. Zu den "klassischen" Violinenkonzerten zählen das von Beethoven, Brahms, Mendelssohn, Tschaikowsky, so wie Mozart, Haydn und Bach oder später Prokofieff, Bartok, Strawinsky, Shostakowitsch u.a., wenn es moderner sein soll.

Dieses ist wohl das Romantischte von allen. Romantik als Gefühlsbezogenheit gedeutet. Etwas russische Schwere ist besonders im ersten Satz schon zu spüren. Der zweite Satz vermittelt ein hochgradiges Gefühl der Verträumtheit und Ruhe. Der Übergang in den dritten Satz beginnt mit einer plötzlich einsetzenden lauten Passage und weckt somit eingeschlafene Hörer wieder auf. Das Thema des dritten Satzes ist verspielt und witzig, die Musik hier temporeich. Ein zweites langsameres und emotionales Thema bildet einen spannungsreichen Kontrast.

Die Aufnahme mit Jascha Heifetz erschien mit dem Warenzeichen "Living Stereo" bei der Plattenfirma RCA (=Record Company of America). Die RCA hatte in den USA das Markenzeichen des Hundes vor dem Trichter, welches in Europa der EMI gehörte. RCA erschien in Deutschland seinerzeit bei der TelDec und daher haben alte deutsche Platten nicht den Hund auf dem Label.

Anhand eines Violinenkonzertes kann man verschiedene Geiger kennenlernen, z.B. David oder Igor Oistrach, Leonid Kogan, Ricci, Ferras, Varga, Milstein, Rabin, Stern u.v.a., einfach indem man sich das gleiche Konzert in verschiedenen Aufnahmen besorgt.

Wem dieses Werk gefällt kann sich weiter in die oben genannten anderen Violinenkonzerte und in die späten Sinfonien Tschaikowskys hinein hören.



Bizet - Carmen und alles was mit Carmen zusammenhängt


Carmen ist eine der bekanntesten Opern überhaupt. Sie wurde bereits auf dem Zauberberg Thomas Manns auf einem Grammophon gespielt und hat die Menschen bewegt. Die Musik ist in verschiedener Art und Weise be- und verarbeitet worden, so das ich in diesem Abschnitt anders gestaltet ist.


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Georges Bizet
Carmen and L´Arlesienne Suites

L´Orchestre de la Suisse Romande
Dirigent: Ernest Ansermet

Aufnahme: April 1958 Victoria Hall, Geneva
Produzent: James Walker
Toningeneur: Roy Wallace

Decca SXL 2037

Reissue durch Speakers Corner Records


Die Orchestersuite aus der Oper ist eine hitverdächtige Zusammenstellung. Viele der musikalischen Themen hat jeder schon einmal gehört. Die Musik hat einen prägnanten folkloristisch - feurigen Einschlag. Die Orchestersuite bietet die Chance sich schonmal in die Musik einzuhören, bevor man sich an die Oper als Ganzes wagt.

Die klassischen Schallplattenaufnahmen der britischen Plattenfirma Decca sind aufgrund ihrer hohen Tonqualität besonders bei HiFi-Freunden beliebt. Die Decca nutze dafür ihre eigene spezielle Mikrophonanordnung, den "Decca Tree". Von diesen Schallplatten sind seit den 90er Jahren immer wieder sehr interessante Nachpressungen erschienen. Originalpressungen welche auf dem amerikanischen Markt verkauft wurden tragen das Label "London", da es in den USA ebenfalls eine Plattenfirma Decca gab.

Der Dirigent Ernest Ansermet war am Anfang des 20. Jahrhunderts der Dirigent der "Ballett Russes" von Sergei Djagilew in Paris. Dort lernte er Igor Stravinsky kennen und dirigierte einige Uraufführungen seiner Werke. Ebenfalls gab es Uraufführungen von Eric Satie, Manuela de Falla und Prokofieff, in späteren Jahren von Benjamin Britten und Frank Martin. Mit dem von ihm gegründeten Orchestre de la Suite Romande hat er seit den 40er Jahren sehr viele Aufnahmen für die Decca gemacht, u.a. den ersten kompletten Zyklus von Beethoven Symphonien. Besonders gefragt sind Aufnahme von Werken Strawinskys, Ravel und Debussy.

Weitere Orchesterwerke von Bizet auf Schallplatten sind eher selten zu finden, wem die Musik gefällt kann sich weiter in romantische französische Komponisten einhören, z.B. Berlioz, Faure, Frack, Chausson etc…


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Georges Bizet - Pablo Sarasate
Carmen Fantasie
u.a.

Ruggiero Ricci (Violine)
London Symphony Orchestra
Dirigent: Pierino Gamba

Aufgenommen September 1959 Kingsway Hall
Produzent: James Walker
Toningeneur: Alan Reeve

Decca SXL 2197

Reissue durch Speakers Corner Records


Diese Platte enthält eine besondere Version der Carmen-Suite. Der Virtuose Sarasate hat sie für Violine und Orchester kunstvoll arrangiert. Das Stück ist, wie die anderen auf der Platte auch, hochvirtuos. Ruggiero Ricci zeigt hier was er kann.

Nur aufgrund der Nachpressung ist diese Platte erschwinglich, das Original liegt ca. Faktor 10-20 über den Preis der Neuauflage. Das liegt daran, das auf dem Gebrauchtmarkt Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen und sich der Zeitgeschmack zu Gunsten solcher Platten gewandelt hat. Hinzu kommt die begehrte Decca-Aufnahmequalität.


Weitere Platten mit virtuoser Violine sind z.B. "The Magic Bow" (Rabin, Testament Reissue) oder "Masterpieces" (Mitsein, Analogie Productions)

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Georges Bizet
Carmen (deutsche Sprache)

Christa Ludwig (Carmen), Rudolf Schock, Melitta Muszely, Hermann Frey
Chor der Deutschen Oper Berlin
Dirigent: Horst Stein

Columbia (Electrola) STC 91176/78 = SAXW 9545/47
3-LP Kassette

Kein Reissue in Aussicht

Der Offizier Don Jose ist irgendwo im 19. Jahrhundert in der Nähe einer Zigarettenfabrik stationiert. Seine Zukünftige Micaela stammt genau wie er selbst aus guten bürgerlichen Verhältnissen. Ein paar Zigeuner machen in der Umgebung Geschäfte. Carmen, welche zu ihnen gehört verdreht dem Don Jose so sehr den Kopf das er sie zufällig freilässt und dafür selber eingesperrt wird. Zwischenzeitlich verliebt sich auch noch ein Stierkämpfer in Carmen. Als Don Jose wieder frei ist geht er schnurstracks zu Carmen. Sie möchte für ihn tanzen, er muß aber nach Hause zum Appell. Daraufhin ist sie gekränkt. Don Jose benötigt dann noch einige Plattenseiten bis zum Finale. Psychologisch ist die Handlung sehr gut gemacht, sehr viel besser als ich es hier darstellen kann.

Obriges Box-Set kostet wenige Euro und ist leicht zu finden. Deutschsprachige Opernaufnahmen gab es bis in die 60er Jahre hinein. Um überhaupt erstmal der Handlung folgen zu können ist das eine gute Grundvorraussetzung. In den Hauptrollen wurden mit den damaligen deutschen Top Interpreten besetzt, so das sich dieser Aufnahme nichts fehlt. Das Set ist von 1961 und hat in den gut klingenden frühen Pressungen weiße Etiketten auf den Platten und den goldenen Stereo-Aufkleber vorne auf dem Cover.

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Georges Bizet - Rodion Shchedrin
Carmen Fantasie (mit Schlagwerk)

Orchester des Bolshoi Theaters
Dirigent: Genadii Rozhdestvenski

Aufnahme 1967
Toningeneur: Igor Veprintsev

Melodiya C-01659-60

Russische Schallplatten mit klassischer Musik sollten das Interesse des daran Interessierten wecken. Insbesondere wenn man keinen einzigen Buchstaben entziffern kann, denn dann handelt es sich um sog. "Inlandspressungen", Platten die nicht für den Export bestimmt waren. Letztere sind zwei- oder Mehrsprachig beschriftet. Die Schallplatten selbst sind von der Qualität her identisch.

Das was hier so exotisch anmutet ist als britische Pressung durch die EMI in der HiFi-Szene sehr bekannt geworden (EMI ASD 2448), immerhin geht es hier mit Schlagwerk auf die Carmen-Suite los. Schlagwerk heißt nicht nur Trommeln und Pauken, sondern auch Melodieinstrumente wie Xylophone. Die Platte ist über weite Passagen auch sehr leise. Für ordentlich "Kawumm" ist dennoch gesorgt.


Moussorgsky-Ravel - Bilder einer Ausstellung


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Moussorgsky-Ravel
Bilder einer Ausstellung

Chicago Symphony Orchestra
Dirigent: Fritz Reiner

RCA Victor RED SEAL LSC-2201

Reissue durch Analogue Productions

Der Titel "Bilder einer Ausstellung" gibt bereits selber ein Bild im Kopf des Hörers vor: Man geht durch eine Ausstellung und schaut sich Bilder an. Das Programmheft was der Besucher dabei in der Hand hält ist in diesem Fall eine Programmusik. Musik welche nach einem äußeren Programm strukturiert ist. Ein weiteres bekanntes Werk dieser Art ist "Die Moldau" von Smetana.

Mussorgsky hat vor allem Opern geschrieben. Das Klavierwerk "Bilder einer Ausstellung" verdankt die Nachwelt der Tatsache, das der Komponist einen Mahler gut kannte und schätzte. Und die Orchesterfassung verdankt die Nachwelt der Tatsache, das Maurice Ravel die Klavierversion von Mussorgsky für ein Orchester einrichtete. Neben Ravel haben das noch viele andere Komponisten getan, aber Ravel hat die definitiv erfolgreichste Version geschaffen. Eine weitere bekannte Version stammt übrigens jazzrockender Weise von Emerson, Lake & Palmer.

Während viele orchestrierte Klavierstücke oft klanglich nicht sehr substantiell wirken holt Ravel hier alles, was es zu holen gibt. Ohnehin ein Klangfarbengenie kitzelt er auch jede Menge dynamische Spannkraft aus der Partitur. Hier bieten audiophile Aufnahmen ein gutes Spasspotential.

1951 hat das Chicago Symphony Orchestra unter Rafael Kubelik eine legendäre Mono-Aufnahme der "Bilder einer Ausstellung" für die Plattenfirma Mercury hingelegt und damit deren Markenzeichen "Living Presence" begründet. Kubelik wurde von Reiner abgelöst, welcher bis zu seinem Tod 1963 Chefdirigent in Chicago war. Unter Fritz Reiner, der als sehr streng und anspruchsvoll galt, erlebte das Orchester eine Hochphase, welche sich in zahlreichen Schallplatten niederschlug. 1954 fanden die ersten kommerziellen Stereo-Aufnahmen der RCA statt, "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss. Zunächst wurden diese auf vorgespielten 2-Spur Tonbändern verkauft. Als dann 1958 die Stereo-LP und vorbespielte 4-Spur Bänder kamen erfand man das Markenzeichen "Living Stereo".


Mahler "4. Symphonie"


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Gustav Mahler
Symphonie Nr. 4 G-dur

Lisa Della Casa (Sopran)
Chicago Symphony Orchestra
Dirigent: Fritz Reiner

Aufnahmeleitung: Richard Mohr
Toningeneur: Lewis Layton

RCA Victor RED SEAL LSC-2364

Reissue durch Analogue Productions

Gustav Mahler ist ein besonderer Komponist. Am Anfang der 60er Jahre ist er durch die Aufnahmen seiner Sinfonien durch Leonard Bernstein populär geworden.

Das Besondere an der Musik Gustav Mahler ist das zusammenliegen verschiedener Gefühlszustände von Himmelhochjauchsend und Tieftraurig innerhalb eines Musikstückes. Himmelhochjauchzend ist hier wörtlich zu nehmend, denn am Ende der Sinfonie singt ein Sopran "Wir begrüßen die himmlischen Freuden". Auch der Anfang ist ausgesprochen festlich und glücklich, währen die Sinfonie im dritten Satz in einer unglaublichen Tiefe versinkt. Aus diesem Mix resultiert die heute unglaublich hohe Popularität von Mahler, und jeder der sich mit ernster Musik beschäftigt kommt nicht um ihn herum.

Die vierte ist mit die bekannteste und kürzeste Sinfonie von ihm. Außer Sinfonien und Orchesterlieder hat er praktisch nichts komponeiert. Zu Lebzeiten war er vor allem Dirigent. Während seine erste Sinfonie noch tief in der Romantik verhaftet ist zeigen seine Spätwerke deutlich den Übergang in die Moderne. Die Dirigenten Bruno Walter und Otto Klemperer kannten ihn noch persönlich, auch als Dirigent seiner eigenen Werke. Somit gelten die Aufnahmen von den beiden als besonders authentisch.

Wem dieses Werk gefällt kann sich weiter in Mahlers Werk (seine Symphonien) hinein hören. Bruckner und Richard Strauss könnten auch gefallen.

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Die große Popularität Gustav Mahlers geht vor allem auf Leonard Bernsteins ersten Mahler Zyklus mit den New Yorker Philharmonikern zurück (Links). Otto Klemperer kannte Mahler noch persönlich (Mitte), ebenso wie der Dirigent Bruno Walter. Karajan (Rechts) ist auch eine gute Wahl.



Debussy "La mer" (Symphonische Skizzen)


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Claude Debussy
La Mer

Ibert
Ports of Call

Boston Symphony Orchestra
Dirigent: Charles Munch

Aufnahmeleitung: Richard Mohr
Toningeneur: Lewis Layton

RCA-Victor RED SEAL LSC-2111

Reissue durch Analogue Productions


Hier ist alles anders. Das Werk ist dominiert von Verziehrungen und Stimmungen, welche plötzlich wechseln können. Die musikalischen Themen wechseln sich ab und ziehen sich durch alle drei Sätze. Ist es eine Symphonie? Ist es Impressionismus? In meiner Vorstellungswelt kann ich es gut mit impressionistischen Bildern wie z.B. Monet zusammenbringen. Es ist eine ganz eigene Musikwelt.

Debussy selbst hat langsam komponiert, es gibt nur wenige Orchesterwerke und eine Oper, ein Streichquartett u.s.w. Seine Musik ist auf Schallplatten oft gemischt mit der von Maurice Ravel, welcher auch nicht viele Werke komponiert hat und stilistisch gut mit Debussy zusammenpaßt.

Der Dirigent Charles Munch hat viele Werke französischer Komponisten für die RCA eingespielt. Analogue Productions hat einige davon als Neuauflage herausgebracht, alle verfügbaren Titel, so auch dieser hier, sind eine gute Wahl. Munch gilt als sehr guter Interpret dieser Werke, ähnlich wie der Schweizer Ernest Ansermet (auf Decca/London) oder Pierre Monteux.

Wem dieses Werk gefällt kann sich weiter in das Werk von Debussy (z.B. Nocturnes, Nachmittag eines Faunes, Jeux, Sonaten) oder Ravel (Bolero, Rhapsodie Espagnole, Mother Goose, Pavane etc…) hineinhören


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Legendär: Toscanini (links) in Mono. Pierre Boulez (Mitte) interpretiert aus der Sichtweise eines zeitgenössischen Komponisten (US-CBS). Seine Aufnahme bietet sich zum Interpretationsvergleich an. Auch Karajan ist eine gute Alternative (rechts).


Strawinsky "Le Sacre du Printemps" (Ballet)

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Igor Stravinsky
Le Sacre du Printemps

Columbia Symphony Orchestra
Dirigent: Igor Stravinsky

Columbia Masterworks
MS 6319

Mit "Le Sacre" ist endgültig das Zeitalter der Moderne gekommen. Die Uraufführung war 1913 ein handfester Skandal. Der Untertitel des Balletts "Bilder aus dem heidnischen Russland". Der Gott des Frühlings soll durch Aufopferung eines jungen Mädchens gütig gestimmt werden, das ist die Handlung des Balletts. Das Ursprüngliche Wilde dieser Musik ist gleichzeitig das Moderne.

Das Werk ist klar durch Rythmen dominiert, Melodien kommen im wesentlichen nur als abgehackte Fragmente durch. Es gibt Phasen eines durchgehenden stampfenden Rhythmus. Das Stück ist somit voller dynamischer Kontraste. Da sich die einzelnen Bruchstücke immer wieder auf Vorheriges beziehen fällt das Stück aber strukturell nicht auseinander. In wie weit hier Harmonien des Jazz Einzug gefunden haben kann ich nicht beurteilen. Wer viel Jazz hört mag aber hier leicht Zugang finden.

Igor Stravinsky hat selber alle seine Kompositionen für Schallplattenaufnahmen dirigiert. Somit gibt es "authentische" Einspielungen. Leonard Bernstein, Pierre Boulez und Jewgeni Svetlanov waren zeitgenössische Komponisten und haben aus diesem Blickwinkel heraus die Werke Stravinskys dirigiert. Bei Ihren Aufnahmen wird die musikalische Struktur besonders deutlich. Der Schweizer Dirigent Ernest Ansermet war ein langjähriger Wegbegleiter von Stravinsky aus Pariser Tagen. Er hat ein Großteil des Werkes für Decca/London teilweise mehrfach aufgenommen.

Wem dieses Werk gefällt kann sich weiter in Stravinskys Werk hinein hören (z.B. Feuervogel, Petroushka, Sinfonien) und andere moderne Ballette wie z.B. Bartok ("Der wunderbare Mandarin", Milhaud ("La Creation du Monde") oder von Prokofieff.


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Oben: Links Stravinskys Mono Aufnahme aus den 40er Jahren auf einer frühen LP, Bernsteins erste Aufnahme 1958 und rechts Ansermet als London-Pressung
Unten: Links in Grün Boulez auf Concept Hall, Svetlanov in Rot auf Melodiya und rechts eine weitere späte Aufnahme von Bernstein



Gershwin "Rhapsodie in Blue"


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George Gershwin
Rhapsodie in Blue
An American in Paris

New York Philharmonic
Dirigent: Leonard Bernstein

Aufgenommen 1958/59 St. George Hotel, Brooklyn
Produzent: John McClure
Toningeneur: Fred Plaut, Frank Bruno

Columbia Masterworks
MS 6091

Reissue durch Speakers Corner Records

Praktisch jeder hat dieses Stück schonmal gehört, wenn auch meist nicht in voller Länge. Der characteristische Anfang besitzt einen hohen Wiedererkennungswert. Stilistisch befindet sich das Stück zwischen vielen Stühlen. Da wäre zum einen das Spannungsfeld zwischen Klassik und Jazz zu nennen.

Gershwin hat es ursprünglich für Klavier geschrieben, der Konponist Grofe ("Grand Canyon Suite") hat es für Orchester arrangiert. Ein Soloklavierpart ist geblieben, der auch stellenweise solo spielt und dem Ganzen auch den Hauch eines Klavierkonzertes gibt. Der Begriff Rhapsodie beschreibt locker miteinander verknüpfte musikalische Themen.

Zwei Nachpressungen alter Aufnahmen sind derzeit im Handel: Bernstein auf Columbia (Speakers Corner) und Fiedler/Wild auf RCA (Analogue Produktions). Letztere hat den "Living Stereo" Nimbus. Musikalisch war Bernstein in seiner absoluten Hochphase als die Aufnahme gemacht wurde, seine Einspielung arbeitet die dynamischen und srukturellen Spannungsbögen der Musik für mein Empfinden sehr viel klarer heraus als der eher verträumte Fiedler.

Auch das amerikanische Label Mercury hat 1958 als eine der ersten Stereo-LP eine Rhapsodie in Blue auf den Markt gebracht, mit Eugene List am Klavier und dem Eastman-Rochester Orchestra unter Howard Hanson, einem Spezialisten für zeitgenösssische amerikanische Musik. Diese Platte ist in der auf ihr eingefangenen Dynamik unglaublich. Welcher Tonabnehmer konnte das Ende der 50er Jahre abtasten?

Interessant ist auch, das es seinerzeit keine europäische Aufnahme dieses Werkes gab, weder Decca, EMI noch die Deutsche Grammophon Ges. hatten eigene Aufnahmen im Katalog.

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Dynamikwunder Mercury (Links), RCA-Victor (Mitte) und Westminster (Rechts)


Die auf dieser Seite abgebildeten Plattencover dienen der Illustration,
Die auf ihnen enthaltenen Markenzeichen gehören ihren jeweiligen Eigentümern


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